Der Erste Weltkrieg wird vom George Kennan als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts gesehen. Rund 9 ½ Millionen Tote und doppelt so viele Verletzte sind diesem Krieg zum Opfer gefallen.
Ein Hörspiel mit dem Titel „Der erste Weltkrieg – Von Sarajevo bis Versailles“ wird vom Bayrische Rundfunk BR 2, in seiner Reihe „Radio Wissen“ angeboten. Mit einigen originalen Tonaufnahmen, Hörbildern seit 1900 sowie Interviews aus der Gegenwart, wird sich dem Thema Erster Weltkrieg genähert.
Der Erste Weltkrieg – Erklärung von Begriffen und Akteuren
In einem ersten Teil werden verschiedene Begriffe, wie zum Beispiel der „Schlieffen-Plan“, „U-Boot-Krieg“ oder „Steckrübenwinter“ erklärt. Dazu wird der Experte Gerhard Hirschfeld, Mitherausgeber der Enzyklopädie Erster Weltkrieg, befragt. Sein Anliegen ist es nicht nur die Kriegsbegeisterung einzelner Leute an Bahnhöfen und in Kneipen widerzuspiegeln, sondern auch aufzuzeigen, das in großen Landstrichen Deutschlands, die Bevölkerung wenig bis kein Interesse an einem Krieg hatte. Weiterhin werden kurz die taktischen und strategischen Pläne betrachtet sowie der Verlauf an der Ostfront (die Front gegen Österreich-Ungarn und Russland) und an der Westfront (die Front gegen Frankreich und England), nachgezeichnet. Dabei wird die Rolle des Generals Paul von Hindenburg und seines Chefstrategen Erich Ludendorff verdeutlicht.
Mit Hilfe der originalen Tonaufnahmen wird aufgezeigt, wie die Propagandamaschinerie funktioniert hat. Sei es, dass ein Berliner Major eine begeisterte Rede über die ersten Siege hält oder, dass Hindenburgs Aufruf an die Soldaten nach der Schlacht von Tannenberg 1917 für Propagandazwecke aufgenommen wurde und als authentische Aufnahme von 1914 galt. Auch das Hörbild zum „Augusterlebnis“ von 1914, wurde ab 1918 für Propagandazwecke genutzt. Zwar waren die ersten Angriffe siegreich, doch waren auch einige Verluste zu verbuchen. Vor allem junge Abiturienten sind voller Nationalstolz in den Krieg gegangen und dort auch gefallen.
Deutsch-Französisches Verhältnis
Das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich war aufgrund des Krieges von 1870/71, gestört. So bestand das Interesse Deutschlands Frankreich zu besiegen und somit die Gegend Elsass-Lothringen zurückzuerobern.
In diesem Zusammenhang wird eine deutsch-französischen Gedenkstätte am Hartmannsweilerkopf vorgestellt, die an die im Krieg gefallenen deutschen und französischen Soldaten erinnert. An diesem Schauplatz summiert sich die Zahl auf insgesamt 30.000 Kriegsgefangene, Invaliden, Verwundete oder Tote. Der Vereinsvorstand Hans Peter Tombi erzählt von den Anekdoten im Verhältnis zwischen deutschen und französischen Soldaten. So tritt ab 1917, nachdem bereits das Kaiserreich ab 1916 den Charakter einer Militärdiktatur unter der Obersten Heeresleitung mit Hindenburg und Ludendorff an der Spitze hatte, bei den Soldaten eine Kriegsmüdigkeit ein. Es kommt zur Verbrüderung zwischen deutschen und französischen Soldaten. Essen wird geteilt, Wein und Tabak getauscht. Die angebliche Erbfeindschaft von deutschen und französischen Soldaten beigelegt. Auch insgesamt breitet sich diese Antikriegshaltung aus. Die Hoffnung auf andere gesellschaftliche Verhältnisse wurde nur bedingt verwirklicht.
Kriegsende
Der geplante Sieg Deutschands gegen England und Frankreich war nicht zu verzeichnen. Zwar wurden ab April 1915 neue Chemiewaffen, die auf Senfgas, Chlor, Blaukreuz und andere Chemikalien zurückgriffen von deutscher Seite erstmals eingesetzt, doch sie haben nicht den erhofften Sieg gebracht.
Zudem kam die kaiserliche Marine nicht gegen die Royal Navy an. Ab 1917 kommt es zum „U-Boot-Krieg“. Zwar werden diese U-Boote schon ab 1915 zum Einsatz gebracht, jedoch setzt sich diese Form von Kriegsführung erst ab 1917 durch. Dieser Umstand hat Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen der USA und Deutschland. Mit der Beteiligung der USA am Weltkrieg, ist der Krieg für Deutschland verloren. Am Schwarzen Tag des deutschen Heeres im August 1918, kommt es zu einer psychologischen, mentalen und moralischen Katastrophe. Es folgt die Erkenntnis, dass man von der Regierung belogen wurde. Es fehlt an Soldaten und an Kriegsmaterial. Die Deutsche Bevölkerung ist ausgezehrt und Deutschland schließlich besiegt.
Hintergrundinformationen
In einem zweiten und dritten Teil, werden weitere Hintergrundinformationen geliefert.
Der zweite Teil befasst sich mit der Biographie von Kaiser Wilhelm II. Dabei wird zum einem auf die Geschichte rund um 1900 eingegangen. Der politische Kontext wird verdeutlicht. Zum anderen wird die Nähe zum Nationalsozialismus aufgezeigt. Der Antisemitismus des Kaisers steigt und ähnelt der Sprechweise der späteren Hauptakteure während des Nationalsozialismus „Dritten Reich“. Es ist festzustellen, dass er einen Bogen zwischen mehreren Regimen und Herrschaftsformen spannt. Dabei verkörpert Wilhelm II. eine Person, die die Brücke von einer spätabsolutistischen Herrschaftsform der Monarchie in Deutschland zum Dritten Reich mit dem dazugehörigen Führerkult schlägt.
Der dritte Teil beschäftigt sich vor allem mit den letzten Monaten des Ersten Weltkrieges und die Folgen des Kriegsendes für Deutschland.
Das Hörspiel direkt anhören
Teil 1
Teil 2
Teil 3
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