Die Literaturwissenschaftlerin Anat Feinberg und die Germanistin Britta C. Jung über den Holocaust.
Der künstlerische und literarische Umgang mit dem Holocaust ist häufig eine Gratwanderung: Vorträge über das polarisierende Theater George Taboris und die Darstellung der NS-Zeit in der Jugendliteratur.
Kaum einer hat mit seinen Inszenierungen so sehr polarisiert, wie der britisch-ungarische Regisseur - oder "Spielmacher" wie er sich selbst nannte - George Tabori: Er ließ ein ganzes Ensemble eine 40-tägige Fastenkur absolvieren, um Kafkas "Hungerkünstler" zu inszenieren, machte aus Jesu Leiden am Kreuz eine zynische Pointe und reimte harmlose Volkslieder zu spottenden Versen über den nationalsozialistischen Massenmord an Juden.
Humor und Grauen
Vor allem in seinen zahlreichen Umsetzungen des Themas Holocaust, in dem er selbst einen Großteil seiner Familie verloren hatte, stellte er dem Grauen und dem Tod trotzig und voller Hoffnung Humor und Lachen gegenüber - und stieß damit nicht nur auf Verständnis. Die Professorin für hebräische und jüdische Literatur Anat Feinberg hat in ihrem Vortrag "Von der Leidenschaft, Tabus zu brechen: Das Theater von George Tabori" Taboris Umgang mit dem Holocaust beleuchtet. Aufgezeichnet wurde dieser Vortrag während der Tagung "Mediale Transformation des Holocaust" des Goethe-Instituts Paris am 01. Juli 2011.
Kinderliteratur als Spiegelbild der Gesellschaft
Im gleichen Rahmen sprach die Germanistin Britta C. Jung über die Darstellung der NS-Zeit und des Holocaust in der Kinder- und Jugendliteratur. Keine andere Textgattung offenbare das Selbstverständnis einer Gesellschaft derart deutlich: Texte, die Erwachsene für Kinder und Jugendliche schreiben, können als eine Art Spiegel der Erinnerungskultur einer Gesellschaft gelten. In ihrem Tagungsbeitrag stellt sie Ergebnisse ihres Promotionsprojekts "Die (Er)Findung des Selbst im Universellen: Die Inszenierung von Nationalsozialismus und Holocaust in der zeitgenössischen Jugendliteratur" (Arbeitstitel) vor.
Ein Podcast von DRadio Wissen vom 01.08.2012.
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