Das Online-Angebot der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv „Die Olympischen Spiele 1936 im NS-Rundfunk – Eine rundfunkhistorische Dokumentation“ gibt anhand von Bild- und Tondokumenten aus den erhalten gebliebenen Beständen der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft einen Einblick in die Arbeit des Rundfunks während der Olympischen Spiele 1936. Besonders der Bildbestand eröffnet eine interessante, wenig bekannte Perspektive, da er nicht die olympischen Wettkämpfe und Sportler dokumentiert, sondern die Arbeit des Rundfunkpersonals: Reporter bei der Live-Berichterstattung oder bei Interviews mit Olympioniken, Rundfunktechniker bei der Schallplattenaufzeichnung, Grafiken der Mikrofonstandorte an den Sportstätten und vieles mehr. So geben die verschiedenen Bildergalerien einen Eindruck von den Arbeitsbedingungen der Rundfunkreporter und -techniker (siehe Bildergalerien). Von einem unverstellten „Blick hinter die Kulissen“ kann dabei allerdings nicht gesprochen werden, da die Aufnahmen im Auftrag der Pressestelle der RRG erfolgten und eine Vielzahl der Fotografien in den Rundfunkprogrammzeitschriften publiziert wurden.
Bei den Tondokumenten handelt es sich in erster Linie um Rundfunkreportagen von den olympischen Wettkämpfen. Eine Vielzahl der Aufnahmen werden erstmals veröffentlicht, dies gilt vor allem für die Berichte von den Olympischen Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen (siehe Hörzitate bzw. Wettkampfreportagen Winterspiele und Sommerspiele).
Darüber hinaus geben Aufnahmen von Rahmenveranstaltungen der Olympischen Sommerspiele, die das NS-Regime teilweise zur propagandistischen Selbstdarstellung instrumentalisierte, einen mitunter verstörenden Höreindruck vom sprachlichen Duktus und der massenrituellen Inszenierungspraxis der Nationalsozialisten (u.a. Jugendfeier im Lustgarten). Nicht zuletzt dokumentieren die Tondokumente auch die Doppelzüngigkeit der NS-Prominenz, wenn beispielsweise Joseph Goebbels in seiner Ansprache an die Vertreter der ausländischen Presse in Berlin von der Verantwortung spricht, „dieses scharfe Instrument (die Presse, Anm. d. Autors) in den Dienst des Friedens und der Wohltat der Völker zu stellen", einige Sätze später aber ganz unverhohlen eingesteht, dass man nach der Machtergreifung Besseres zu tun gehabt habe, als „eine uneingeschränkte öffentliche Meinung in eine geistige Anarchie ausmünden zu lassen“ (siehe auch Presseempfang).
Neben den einführenden Beschreibungen zu Organisation und Programm des NS-Rundfunks während der Olympiade 1936 (siehe Vorbereitungen, Winterspiele, Sommerspiele), werden in weiteren Artikeln verschiedene Facetten der Olympischen Spiele 1936 beleuchtet (z.B. Fackel-Staffellauf), wobei stets die rundfunkspezifischen Aspekte im Vordergrund stehen. Für allgemeine und weiterführende Informationen sei auf die zahlreich vorhandene Fachliteratur verwiesen, die zum Teil auch in das Literaturverzeichnis dieses Internet-Angebots Eingang gefunden haben.
Die Rubrik „Rundfunkmitarbeiter" bietet schließlich noch eine Übersicht der verantwortlichen Leiter des „Olympia-Weltsenders“ (bzw. des „Olympia-Senders Garmisch-Partenkirchen“) sowie eine nach Ländern unterteilte Auflistung der Rundfunkreporter – teilweise ergänzt durch biografische Anmerkungen. Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird dabei nicht erhoben, ebenso wenig vermag die Online-Dokumentation eine – bislang nur in Teilaspekten erfolgte – wissenschaftliche Untersuchung der Rolle des Rundfunks während der Olympischen Spiele 1936 zu ersetzen. Jedoch möchte das DRA mit seinem Online-Angebot einen Beitrag zur (audiovisuellen) Dokumentation des Medienereignisses Olympiade 1936 im Allgemeinen und der rundfunkspezifischen Perspektive im Speziellen leisten, nicht zuletzt da dies ein in Wissenschaft und Öffentlichkeit wenig bekannter Aspekt der Olympischen Spiele 1936 ist.
(Quelle: Webseite Deutsches Rundfunkarchiv: Andreas Dan)
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