Es ist jene Region, in der in den letzten Kriegsjahren einheimische Partisan/innen gegen die deutschen Besatzer kämpften, welche nach der Landung der Alliierten auf Sizilien im Juli 1943 in Norditalien einmarschiert waren: Die Emilia Romagna, ehemaliges Zentrum der kommunistischen Bewegung Italiens, aber auch einstige Hochburg der faschistischen Miliz. Hier befindet sich seit 1965 das Istoreco, ein Institut, das sich die Erforschung und Dokumentation der Geschichte der Resistenza zur Aufgabe gemacht hat. Ursprünglich als Archiv gegründet, umfasst das Zentrum heute auch andere Arbeits- und Forschungsbereiche. Neben der Bereitstellung von Materialien zu zeitgeschichtlichen Themen und öffentlich zugänglichen Archiven zur Geschichte von Gewerkschaften, Parteien und der Stadt Reggio Emilia, verfügt das Istoreco außerdem über ein vielfältiges Angebot im Bereich der Bildungsarbeit.
Schwerpunkt der Arbeit des Instituts im Bereich der Geschichtsbildung ist grundsätzlich der Austausch mit Zeitzeug/innen. Nach Möglichkeit wird den Lernenden so an den historischen Orten und durch den Einbezug authentischer Gegenstände die Geschichte der Region auf anschauliche und eindrückliche Weise näher gebracht.
In diesem Sinne organisiert das Istoreco jedes Jahr im September eine mehrtägige Wanderung auf den ehemaligen Partisanenwegen im Apennin und der Po-Ebene. In begleitenden Gesprächen mit ehemaligen Partisan/innen und Vorträgen durch Mitarbeiter/innen des Istoreco wird den Teilnehmer/innen ein fundiertes Wissen über die Geschichte der Region vermittelt. Neben der alljährlich stattfindenden Wanderung bietet das Istoreco außerdem mehrtägige Bildungsangebote für Reisegruppen aus Deutschland an. Das Themenspektrum umfasst hierbei neben der Geschichte des italienischen Faschismus, der Resistenza und der deutschen Besetzung auch zeitgeschichtliche Themen wie die Organisation von Kooperativen in der Region, die Geschichte linker Bewegungen in Norditalien und die in Reggio Emilia entwickelte „Reggio Pädagogik“. Des Weiteren findet seit 2012 immer im Frühjahr in der Kleinstadt Correggio nahe Reggio Emilia ein durch das Istoreco organisiertes Festival des Widerstands statt, das European Resistance Assembly. Das Festival bietet ein dreitägiges Programm, das der Vorstellung und Vernetzung verschiedener antifaschistischer Organisationen und Initiativen aus ganz Europa dienen soll.
Einen weiteren Arbeitsbereich des Istoreco bildet die Dokumentation von Prozessen gegen ehemalige Angehörige von Wehrmacht und SS, die in den Jahren 1943-45 in der Region Massaker an Zivilist/innen begingen. In seinem Beitrag in unserem Magazin berichtet der Mitarbeiter des Istoreco, Matthias Durchfeld, von seinen Erfahrungen in der Ahndung nationalsozialistischer Verbrechen in Italien.
Außerdem gibt es seit 2012 einen von Matthias Durchfeld und Nico Guidetti produzierten Film, in dem sich die Filmemacher gemeinsam mit Überlebenden und Hinterbliebenen mit der Geschichte des Massakers und dem fast siebzig Jahre später stattfindenden Prozess auseinandersetzen. Eine ausführliche Vorstellung des Filmes findet sich auf unserem Portal.
Weitere Informationen zu der Arbeit des Istoreco und den einzelnen Bildungsangeboten finden sich unter den folgenden Webseiten:
Homepage des Instituts: www.istoreco.re.it
Karten und Routen zu den Wanderwegen der PartisanInnen: www.sentieripartigiani.it
Mehrsprachiges Videoarchiv mit ZeitzeugInnengesprächen des Widerstands: www.resistance-archive.org
Homepage des European Resistance Assembly: www.resistance-assembly.org