In seinem Buch „Jugendliche gegen Hitler“ von 1991 stellt Karl-Heinz Schnibbe die jugendliche Widerstandsgruppe um Helmut Hübener vor, in welcher er selbst 1941 und 1942 aktiv war und dafür strafrechtlich von den Nationalsozialisten belangt wurde. Seiner autobiographischen Erzählung sind zahlreiche Dokumente, Bilder von der Gruppe genauso wie Strafakten angehängt, die von Blair Holmes und Alan Keele zusammengestellt wurden.
Karl-Heinz Schnibbe ist ebenso wie Helmuth Hübener in einer Hamburger Gemeinde der Mormonen aufgewachsen. Seine Eltern waren Sozialdemokrat/innen, übten jedoch keinen offenen Widerstand, sondern hielten sich etwa bei Besuchen von überzeugt nationalsozialistischen Freund/innen bedeckt. Nachdem Schnibbe seine Kindheit als unbeschwert schildert, übte er bei der Hitler-Jugend zunehmend Widerstand gegen die rigiden Vorschriften und den militärischen Drill. Schließlich wurde er dort wegen Ungehorsam ausgeschlossen. Vor diesem Hintergrund befreundete er sich enger mit dem gleichaltrigen Hübener. Sie begannen, heimlich englisches Radio zu hören und sich kritisch mit dem NS-Regime auseinanderzusetzen. Hübener fing an, Flugblätter zu fertigen, die mit der Zeit immer zahlreicher und inhaltlich detaillierter wurden, sich dabei stets aggressiv gegen Hitler und den Nationalsozialismus wandten.
Nach einiger Zeit verteilte die kleine Gruppe immer mehr antifaschistische Pamphlete in der Stadt, wenngleich Schnibbe und seine Freunde große Angst davor hatten, erwischt zu werden. Tatsächlich gab es schließlich Denunzianten, welche die Helmuth Hübener Gruppe der GeStaPo meldeten. Hübener wurde als erster verhaftete, eine Woche lang gefoltert und verriet dann die Namen der anderen. Er wurde bei einem Schauprozess zum Tode verurteilt, Schnibbe selbst wurde zum Zwangsarbeiter.
Das Buch ist aus dem Jahr 1991, eignet sich aber aufgrund seines Gehalts als Zeitzeugendokument hervorragend für die Thematisierung jugendlichen Widerstands im Unterricht. Es eignet sich ab der Sekundarstufe II, da es zwar in einfacher, zugänglicher Sprache gehalten ist, jedoch einiger historischer Kontextualisierung bedarf. Aufgrund des geringen Umfangs der eigentlichen Erzählung, die 94 Seiten umfasst, eignet sich der Text, um ihn im Unterricht komplett durchzuarbeiten. Möglich ist allerdings auch eine Verknüpfung mit den angefügten Quellen aus den Prozessakten und Gruppentätigkeiten. Die entsprechenden Arbeitsaufträge und Unterrichtsmaterialien müssen allerdings selbst erstellt werden.
Der Wert der autobiographischen Erzählung, dass sie einen direkten Einblick in das Erleben der Unterdrückung durch den nationalsozialistischen Drill, die Angst vor Denunziation oder Foltererfahrungen in der Haft, birgt auch problematische Aspekte, die jedoch durch die Lehrkräfte aufgefangen werden können. So findet teils ein unkritischer Bezug zur Mormonengemeinde der Zeit statt, wenngleich der Widerspruch zwischen ihrer Darstellung als widerständig und später im Buch ihrer direkten, freiwilligen Anpassung zwar genannt aber nicht explizit gemacht wird. Außerdem erscheinen die Eltern Schnibbes heroisiert, wenngleich sie sich nicht gegen die NS-Ideologie wandten, sondern sie durch ihr Gebot des Schweigens stützten.