In der schulischen, (lokal)historischen Projektarbeit finden sich stets zahlreiche Themen zur NS-Zeit, so auch unter den Beiträgen zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Schüler/innen scheinen trotz der Reden von der Übersättigung des Themas interessiert zu sein, so stellen sie z.B. Fragen zu den Umständen und dem Alltagsleben im Nationalsozialismus. Ein großer Teil der Bildungsarbeit zum NS wird von KZ-Gedenkstätten getragen. Einige von ihnen bieten zudem Zugang zu ihren eigenen Archiven und unterstützen Lernende bei ihren Recherchen. Die folgenden Gedenkstätten stellen dabei lediglich eine Auswahl dar.
Die KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen umfasst auch eine Abteilung Forschung und Dokumentation, die das Sammeln, Sichern, Verzeichnen und Erforschen der Quellen zur Geschichte des Ortes Bergen-Belsen in seinen unterschiedlichen historischen Phasen wahrnimmt. Die Bestände bilden die Basis der Dauerausstellung und auch für die Sonderausstellungen in der Gedenkstätte. Die Abteilung sieht sich dabei als eine wichtige Schnittstelle zu anderen Gedenkstätten, Forschungseinrichtungen und zur Öffentlichkeit. Ferner betreut und berät sie Forschende und Interessierte.
Die Archive und die Bibliothek der Gedenkstätte Neuengamme stehen der Öffentlichkeit für Nachforschungen, Projekte und vertiefende Studien zur Verfügung. Zu den Sammlungsschwerpunkten zählen das System der Konzentrationslager, das KZ Neuengamme und dessen 86 Außenlager, die frühen Hamburger Konzentrationslager Wittmoor und Fuhlsbüttel sowie die Themen Widerstand und Verfolgung im nationalsozialistischen Hamburg, Widerstand und Verfolgung in Norddeutschland, Verfolgung "vergessener Opfer" des Nationalsozialismus, Nachkriegsgeschichte und der Umgang mit der Vergangenheit sowie Gedenkstättenpädagogik. Im so genannten Offenen Archiv haben Besucher/innen die Möglichkeit zur gezielten eigenständigen Nachbearbeitung und Vertiefung eines Besuches der Gedenkstätten. An Arbeitsplätzen kann gezielt nach Büchern, Texten, Filmen - sortiert nach Themen - gesucht werden. Für Gruppen gibt es auch die Möglichkeit im Rahmen eines Projekttages im Offenen Archiv zu arbeiten.
Auch das Archiv der Gedenkstätte Sachsenhausen steht Besucher/innen offen. Es verfügt über eine pädagogische Mitarbeiterin, die speziell für die Betreuung von Schüler/innen zuständig ist. Im Archiv werden Akten, Nachlässe, Interviews sowie umfangreiche Sammlungen zu allen Phasen des historischen Ortes Sachsenhausen aufbewahrt. In der Präsenzbibliothek können Fachliteratur, Fotos und audiovisuelle Medien eingesehen und genutzt werden. Auf Wunsch können Schüler/innen eine kompetente Begleitung von der Themenfindung bis zur Anfertigung der Präsentation für Arbeiten und Projekte in Anspruch nehmen.
Die Gedenkstätte Mittelbau-Dora verfügt ebenfalls über eine umfangreiche Sammlung, die Nachlässe von KZ-Überlebenden, Zeitzeug/innenberichte, Unterlagen aus der Hierarchie der SS, Prozessunterlagen, Akten der Mahn- und Gedenkstätte Mittelbau-Dora der DDR, ein Presse- sowie ein Fotoarchiv umfasst. Eine Auswahl des Fotobestandes sowie das Totenbuch stehen auch in einer Online-Datenbank zur Verfügung. Die Dokumentationsstelle steht Schüler/innen, Studierenden und historisch Interessierten gleichermaßen offen. Auf Wunsch werden auch hier in Zusammenarbeit mit den pädagogischen Mitarbeiterinnen schulische Projekte betreut.
Die Villa ten Hompel in Münster ist – als ehemalige Fabrikantenvilla und Sitz der Gestapo während der Zeit des Nationalsizialismus – heute Gedenkstätte und Lernort. Die Dokumentationsstelle der Villa steht wissenschaftlich und privat interessierten Forschenden mit ihrer Bibliothek und der Sammlung zur Verfügung. Die durch Onlinerecherche zugänglichen Informationen ermöglichen einen ersten Zugriff auf mögliche Auskünfte und den Onlinebibliothekskatalog. Die Dokumentationsstelle unterstützt ausdrücklich studentische und schulische Forschungsprojekte und bietet Unterstützung an.
Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin unterhält ein Videoarchiv, das für Forschung und Bildungsarbeit zur Verfügung steht. Hierfür wurden über 800 Interviews aus den Beständen des Fortunoff Video Archive for Holocaust Testimonies der Universität Yale digitalisiert. Interessierte haben nach Anmeldung die Möglichkeit, mit den digitalisierten und übersetzten Interviews zu arbeiten. Auf Wunsch gibt ein Referent/eine Referentin eine 90-minütige Einführung zur Arbeit in dem Archiv zu einem bestimmten Thema. Sonntags steht das Archiv Besucher/innen offen, um Interviews von Überlebenden des Holocaust in verschiedenen Sprachen zu hören oder über die Datenbank gezielt nach Orten, Personen oder Ereignissen zu suchen, die in den Interviews thematisiert werden. In einem Diskussionsbeitrag auf Lernen aus der Geschichte stellt der pädagogische Leiter Daniel Baranowski das Videoarchiv vor.