Obwohl das vorliegende Buch von Klaus Ahlheim schon 2001 erschienen ist, hat sich die Wichtigkeit und Intensität seiner Aussagen nicht verändert. Bezüglich der aktuellen Debatte um den rechtsextremen Terror in Deutschland schreibt er zu einer Studie aus dem Jahr 1999: „Wir beklagten damals, daß rechtsextremer Terror und eine weitverbreitete fremdenfeindliche Grundstimmung öffentlich beschwiegen wurden.“ (S.5) Ahlheim kritisierte in dem Zusammenhang auch das heute noch diskutierte und von der Politik befürwortete NPD-Verbot. Die fremdenfeindliche Lage in der Mitte der Gesellschaft bleibe für ihn so aber ausgeklammert und unbeachtet. Doch für Ahlheim ist gerade dieses Umfeld die Ausgangslage in der sich Rechtsextremismus ermutigt fühle. Demnach legt er seinen Ausführungen zu Erziehung und politischer Bildung gegen Rechtsextremismus, eine Problematisierung der Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft zu Grunde. Seine Überlegungen stützt der Autor auf verschiedene Studien und empfiehlt deren Ergebnisse auch als exemplarische Materialien für Unterricht und Seminar.
Das Buch beginnt mit einer theoretischen Erörterung von Ausprägungen des Rechtsextremismus und benennt diese in organisierten Gruppen und Parteien, in jugendlichen Subkulturen und drittens in der rechtsextremen Wählerbasis und in der Bevölkerung verankerten rechtsextremen Einstellungen. Die ideologische Basis für Rechtsextremismus sieht Ahlheim in der „Ideologie der Ungleichheit“ (S.8/9), da gerade diese Denkweise den Rechtsextremismus an den weitverbreiteten Alltagsdiskurs der fremdenfeindlichen Ausgrenzung innerhalb der Mitte der Gesellschaft anbindet. Im Folgenden zeigt und beschreibt der Autor verschiedene Studien aus den 1990er Jahren zu Fremdenfeindlichkeit in Deutschland. Seine Datenbasis besteht vor allem aus der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) von 1996, welches eine langfristige Studie des GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften ist.
Den Kern des Buches bildet die Vorstellung von Chancen und Grenzen der politischen Bildungsarbeit bezüglich Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Diesen Ausführungen stellt Ahlheim die enge Verknüpfung von grundlegenden, vorurteilsvollen Einstellungen mit familiären und schulischen Erziehungs- und Bildungsprozessen voran. Dabei untersucht er die Bedeutung von familiären Erziehungsstilen und die eingeschlagene Schullaufbahn für rechtsextreme Gewalt und dem Wähler/innenpotenzial der rechten Parteien. Die Schwierigkeit der politischen Bildung gegen Fremdenhass und Antisemitismus sieht der Autor in der Hartnäckigkeit von Vorurteilen, da jegliche Gegenargumente in das eigene Feindbild eingebaut werden können. Doch gerade aufgrund des rechtsextremen Terrors sei die politische Bildung nicht vergebens, sondern immer wieder herausgefordert. Eine realistische Perspektive sieht Ahlheim in einer aufklärenden Bildungsarbeit: „Eine politische Bildung, die durch die Vermittlung politischen Wissens eine als bedrohlich und unüberschaubar erlebte Wirklichkeit analysiert und strukturiert, die ideologiekritische Wirklichkeitsverklärungen und -verfälschungen entgegenarbeitet, macht tendenziell den Rückgriff auf Vorurteile überflüssig…“ (S.28) Dabei geht es vor allem darum, dass die Thematisierung von Rechtsextremismus, Gewalt, Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit ein fester Gegenstand in der Bildungsarbeit sein muss und nicht nur aufgrund von aktueller öffentlicher Empörung phasenweise bearbeitet wird. Diese politische Bildung soll laut dem Autor „Subjektorientierung, Selbstreflexion und Selbstaufklärung mit solider Wissensvermittlung […] den Lernenden die Chance [geben] jene in einem langen Sozialisations- und Individuationssprozeß erworbenen Einstellungen und Denkmuster zu hinterfragen“. (S.29) In den beiden folgenden Kapiteln fragt der Autor nach der Substanz von politischer Bildung in der beruflichen Ausbildung und nach den gesellschaftlich-politischen Bedingungen in der sich eine Pädagogik zu Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit verorten muss.
Seit der Veröffentlichung dieses Buches sind mehr als zehn Jahre vergangen in denen sich die politische Bildung weiterentwickelt hat, aber die Problematik der rechtsextremen Gewalt auch aktuell geblieben ist. Die vorgestellten Studien waren als Materialien für eine Diskussion über Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in der Mitte der Gesellschaft gedacht. Da diese nun mehr als zehn Jahre alt sind, sollten nun aktuelle Befunde aufgearbeitet werden. Der vorliegende Band ist schlüssig aufgebaut, Ideen gebend und aufgrund seiner bleibenden Aktualität immer noch lesenswert.