Doktorand*innen des Leipziger Dubnow Instituts haben sich ein neues Veröffentlichungsmedium geschaffen. Besonders hinweisen möchten wir auf einen Beitrag von Dagi Knellessen: Euphorischer Beginn einer konfliktreichen Kooperation. Der World Jewish Congress und die Zentrale Stelle in Ludwigsburg.
Ein Ausschnitt aus dem Selbstverständnis zeigt die Ausrichtung, die entsprechend dewr Arbeit des Dubnow Instituts wesentlich auf Aspekte jüdischer Geschichte und des Judentums verweist:
"Mimeo legt den Schwerpunkt seiner Beiträge auf die Zeit von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Die um 1750 beginnende Epoche steht für tiefgreifende Veränderungen, die Staat, Gesellschaft und Denken insgesamt wie auch jüdische Erfahrungen im Speziellen prägten und die oftmals unter dem Begriff Moderne gefasst werden. Dabei handelt es sich insbesondere um Phänomene der Säkularisierung, des Aufbrechens von vormals als statisch erachteten Grenzen, Zugehörigkeiten und Selbstverständnissen. Sie stellten Menschen vor neue Herausforderungen, etwa vor die Frage der Selbstverortung in einer Welt, in der Vorstellungen einer sakral begründeten Ordnung zunehmend an Bedeutung verloren. Von räumlich und zeitlich variierender Auswirkung brachten diese Entwicklungen einen radikalen Wandel des Verhältnisses von Erfahrungsraum und Erwartungshorizont für den Einzelnen, aber auch hinsichtlich politischer Gebilde und des historischen Denkens insgesamt mit sich. Vor diesem Hintergrund soll die vergangene Zeit nicht allein aus konservatorischen Gründen eingefangen, sondern auf ihre Bedeutung für die Gegenwart hin befragt werden. Mit dem Blog verbindet sich mithin die Hoffnung, dass die Fähigkeit des historischen Urteilens am Unfertigen und Fragmentarischen sich schärfen lasse und gleichermaßen zur weiteren gedanklichen Vertiefung anregen möge.
Mittels der kleinen Form, des vorgreifenden Ausschnitts aus der eigenen Arbeit soll in den Beiträgen die vielgestaltige Geschichte der Judenheiten in der Moderne beleuchtet werden. Als ein zentraler Ausgangspunkt fungiert dabei die über die Jahrhunderte sich ziehende diasporische Kondition der Juden in den verschiedenen Umgebungsgesellschaften und -kulturen. Über sie kann zum einen der Blick auf die sozialen, politischen, kulturellen und religiösen Facetten und Entwicklungen in jüdischen Lebenswelten selbst gerichtet werden. Zum anderen aber vermag die Betrachtung der engen Verflechtung von Juden mit ihrer jeweiligen Umwelt den Horizont um jene größeren historischen Bedeutungszusammenhänge zu erweitern, in denen jüdische Geschichte nicht selten als Seismograf des allgemeinen Geschichtsverlaufs aufgefasst werden kann. Dieser Zugang soll in den Blogeinträgen nicht in extenso dargestellt werden, sondern eine Forschungsperspektive andeuten, die in der Gesamtschau der Momentaufnahmen den Blickwinkel von der Marginalie aus entfaltet.