Beitrags-Autor: Ingolf Seidel Sie müssen angemeldet sein, um das Benutzerprofil zu sehen |
Seit dem 11. September 2019 können sich Besucher*innen der Gedenkstätte Sachsenhausen an einer neuen Medienstation im Museum Baracke 39 über das Schicksal von Kindern und Jugendlichen im KZ Sachsenhausen informieren. Die interaktive Anwendung wurde heute in Anwesenheit von Bogdan Bartnikowski, der im Januar 1945 als 12-jähriges Kind in das KZ Sachsenhausen gelangte, vorgestellt.
Bei der Vorstellung der neuen Medienstation sagte die stellvertretende Gedenkstättenleiterin Astrid Ley: „Mindestens 3.000 der insgesamt 200.000 Häftlinge des KZ Sachsenhausen waren Kinder und Jugendliche. Die meisten von ihnen kamen in der Schlussphase in das Hauptlager oder in eines der vielen Außenlager, als die Bedingungen aufgrund der Überfüllung und gezielter Mordaktionen der SS besonders bedrohlich waren. Die neue Medienstation in der Baracke 39 widmet sich nun erstmals dieser Häftlingsgruppe, der heute die letzten Überlebenden des KZ-Terrors angehören“, so Ley.
Bogdan Bartnikowski sagte in der Gedenkstätte Sachsenhausen: „Der Tagesablauf von uns Kindern in Auschwitz war wie der der Erwachsenen. Unsere tägliche Pflicht war, einen Güterwaggon in verschiedene Bereiche des Lagers zu schieben. Das war eine schwere Arbeit, aber wir hofften, dass wir den Waggon auch einmal in das Frauenlager schieben müssen, wo meine Mutter war. Tatsächlich geschah dies eines Tages, und wir umarmten uns und blickten einander in die Augen. Das war ein glücklicher Moment, als wir sahen, dass wir beide noch am Leben sind“, berichtete Bartnikowski.
In der digitalen Präsentation schildern vierzehn Überlebende, die als Kinder und Jugendliche im KZ Sachsenhausen inhaftiert waren, in filmischen Interviewsequenzen ihre Erlebnisse. Schriftliche Zeitzeugnisse wurden von Schülerinnen und Schülern eingelesen. Sie werden mit historischen Fotografien und Häftlingszeichnungen aus dem KZ Sachsenhausen sowie mit neu erstellten topografischen Computeranimationen illustriert.
Der 1932 in Warschau geborene Bogdan Bartnikowski war als Jugendlicher im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Mit 12 Jahren wurde er während des Warschauer Aufstandes 1944 mit seiner Mutter ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Januar 1945 gelangte er in das KZ Sachsenhausen und musste in einem Kommando in Berlin-Blankenburg bei der Enttrümmerung Zwangsarbeit leisten.
Später wurde Bartnikowski Journalist und Autor zahlreicher Bücher, darunter Romane, Erzählungen, Reportagen und Gedichte. 1969 erschien sein berühmtestes Werk, die Erzählung „Eine Kindheit hinterm Stacheldraht“, in der er seine Erfahrungen als Kind im KZ Auschwitz-Birkenau verarbeitet.