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Wien / Veranstaltung / 29. November 2012 - 01. Dezember 2012

Konferenz 'Als der Holocaust noch keinen Namen hatte...' Zur frühen Aufarbeitung des NS-Massenmordes an Jüdinnen und Juden.

Forschung zu Nationalsozialismus, Holocaust

In der Historiographie ging man lange Zeit davon aus, dass es bald nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu einer aus unterschiedlichen Motiven geschlossenen Übereinkunft gekommen sei, den Judenmord zu beschweigen und den "segensreichen Akt des Vergessens" (Winston Churchill) zu realisieren. Erst in jüngster Zeit stellten WissenschaftlerInnen diese These in Frage und entdeckten jene Bemühungen wieder, die seit 1945 bis in die frühen 1950er-Jahre angestellt wurden, um die postnazistischen
Gesellschaften über die Verbrechen des NS-Regimes und seiner Kollaborateure aufzuklären und sie mit ihnen zu konfrontieren.

Die Simon Wiesenthal Conference 2012 fragt nun nach den Bedingungen und dem Umfeld der konkreten politischen Maßnahmen, Gesten und Äußerungen, das begangene Unrecht unmittelbar nach dem Krieg als solches anzuerkennen, sich ihm zu stellen: Welche Versuche gab es den Massenmord zu thematisieren, ihn zu dokumentieren, der NS-Vernichtungspolitik zu gedenken und Verantwortlichkeiten zu klären, ja ihn zu "bewältigen", die "Schuldfrage" zu stellen? Wie interagierten nichtstaatliche vergangenheitspolitische Akteure mit der Politik, welche politischen
Interessen verbanden sich mit den Bemühungen, die Vergangenheit aufzuarbeiten, wie(so) sind sie gescheitert, ab wann sind erste Tabuisierungstendenzen festzumachen, und aus welchen Gründen erfolgten sie?

Dabei wird der Einfluss sowohl internationaler Akteure als auch außenpolitischer Überlegungen auf die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit beleuchtet, aber auch erörtert, ob es schon vor Beginn des Kalten Krieges markante Unterschiede im Umgang mit der unmittelbaren Vergangenheit zwischen West- und Osteuropa gab. Insgesamt wird die Rolle verschiedener vergangenheitspolitischer AkteurInnen diskutiert und damit die Vorstellung von einer "Vergangenheitspolitik als Ausdruck linearer Kontinuitäten und homogener Meinungen" in Frage gestellt und Vergangenheitspolitik als Realpolitik erkennbar.

Idee und Konzept: Regina Fritz (Wien) und Béla Rásky (Wien) 

Organisation: Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI)

Programm

Donnerstag, 29. November 2012

10.00
Begrüßung

10.30
Erinnern und handeln: Akteure der Erinnerung
Remembering and acting: Agents of remembrance
Chair: Béla RÁSKY  (Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien, VWI)

10.30
Aline SIERP (Maastricht University) 
Silencing the Past or Passing the Silence? German Politicians between Realpolitik and National Constraints

10.50
Simon PEREGO (Centre d'Histoire de Sciences Po, Paris)
Commemorating the destruction of European Jewry during the first postwar decade in France: Jewish initiatives and non-Jewish actors

11.10
Hans-Jörg BUSS (Universität des Saarlandes, Saarbrücken)
Der kirchliche Beitrag zur Auseinandersetzung mit der Shoah und der "Schuldfrage" am Beispiel der evangelischen Landeskirche der Hansestadt Lübeck (1945-1950)

11.30
Diskussion - Discussion

12.15
Mittagspause - Lunch Break

14.00
Räsonieren und kategorisieren: Erste Versuche des Dokumentierens und Verstehens
Reasoning and categorising: First efforts of documentation and comprehension
Chair: Éva KOVÁCS (Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien, VWI)

14.00
Elisabeth GALLAS (Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien, VWI)
Zeitdiagnosen aus New York. Jüdische Reflexionen zum Holocaust 1940-1950

14.20
Laura JOCKUSCH (University of Haifa and Hebrew University, Jerusalem)
Chronicling Catastrophe: The Jewish Historical Commission and Documentation Centres and the Beginnings of Jewish Holocaust Research in Early Postwar Europe

14.40
Mirjam WENZEL (Jüdisches Museum, Berlin)
Von der Schuldfrage zur "Deutschen Selbstbesinnung". Eine Fallstudie aus dem Nachlass von Karl Jaspers

15.00
Lars FISCHER (Centre for the Studies of Jewish-Christian Relations, Cambridge)
A Tale of Two Books. Socialists Grappling with the Shoah in the Post-war Period

15.20
Diskussion - Discussion

16.15
Kaffeepause - Coffee Break

16.30
Verhandeln und berichten: Erste mediale Auseinandersetzungen
Negotiating and reporting: Early media treatment
Chair: Fritz HAUSJELL (Universität Wien)

16.30
Anika BINSCH (Justus-Liebig-Universität Gießen)
Der Produktions- bzw. Publikationsprozess früher Holocaust- und Lagerliteratur unter amerikanischer Besatzung 1945 bis 1949

16.50
Máté ZOMBORY (Centre for Social Sciences, Hungarian Academy of Sciences, Budapest)
"Hungarian Golgotha." Dealing with the Past in a Hungarian Publishing House's Strategy in 1945

17.10
Florian BAYER/Hans-Ulrich WAGNER (Hans-Bredow-Institut für Medienforschung, Hamburg) 
How Media Portrayed the Holocaust for the First Time. The Radio Coverage on the First Bergen-Belsen Trial

17.30
Diskussion - Discussion

18.15
Schluss - End

Freitag, 30. November

10.00
Das Verbrechen visualisieren: Die Macht der Repräsentationen
Visualising the crime: The power of representation
Chair: Siegfried MATTL (LBI für Geschichte und Gesellschaft, Wien)

10.00
Harald SCHMID (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) 
Beglaubigungsversuche. Frühe Ausstellungen zu den nationalsozialistischen Verbrechen

10.20
Kathrin HOFFMANN (Berlin)
Bilder des Judenmords. Kommentare der bildenden Kunst in Deutschland von 1945 bis zum Auschwitzprozess

10.40
Ingrid LEWIS (Dublin City University, Ireland)
Early Representations in Holocaust films: The Imperative of a Jewish Female Survivor

11.00
Tanja SCHULT (Uppsala Universitet)
Schwedische Holocaust-Erfahrung: Denkmäler in Erinnerung an Opfer und Gerettete

11.20
Diskussion - Discussion

12.15
Mittagspause - Lunch Break

14.00
Besprechen und aufarbeiten: Literarische und mediale Reflexionen
Discussing and processing: Reflections in literature and media
Chair: Robert KNIGHT (University of Loughborough)

14.00
Markus ROTH (Justus-Liebig-Universität Gießen)
Widerstreitende Erinnerungsnarrative in Ost und West. Das Warschauer Getto in der polnischen und deutschen Holocaust-Literatur 1940-1950

14.20
Anette DIETRICH (Universität Bremen) / Konstanze HANITZSCH (Universität Greifswald)
Frühe mediale Aufarbeitungsversuche: Zwischen kritischer Aufarbeitung und  vergeschlechtlichter) Verschiebung

14.40
Hans-Joachim HAHN (ETH Zürich und Karl-Franzens-Universität Graz)
"Die Gräber der in Auschwitz vergasten Freunde sind in mir." Frühe literarische Reflexionen des Holocaust in deutscher Sprache

15.00
Diskussion - Discussion

15.45
Kaffeepause - Coffee Break

Afternoon Lecture
16.00
Hasia DINER  (New York University)
No Generation of Silence: Post-War American Jews and the Memory of the Holocaust

17.00
Diskussion - Discussion

18.00
Schluss - End

Sonnabend, 1. Dezember

10.00
Erzählen und beschreiben: Der Holocausts zwischen Betroffenheit und Wissenschaft
Narrating and describing: The Holocaust between dismay and scholarship
Chair: László CSÖSZ (Holocaust Memorial Centre, Budapest)

10.00
Ulrike VORDERMARK (Ruhr-Universität Bochum)
Augenzeuge, Wissenschaftler, Literat: Erinnerung, Erforschung und Erzählung des Holocausts im Werk H.G. Adlers

10.20
Katrin STOLL (Deutsches Historisches Institut, Warschau)
Communal Testimony: Szymon Datner's Practical Holocaust Historiography on the Jews of Bialystok

10.40
Natalia ALEKSIUN (Touro College, New York)
Philip Friedman and the Emergence of Holocaust Scholarship

11.00
Olga BARANOVA (Gonzaga University in Florence)
Early Soviet Historiography of the Holocaust in the Soviet Union

11.20
Diskussion - Discussion

12.15
Mittagspause - Lunch Break

14.00
Thematisierung, Tabuisierung, erste Universalisierung: Wandel und Ausblick
Broaching the issue, creating a taboo, initial universalisation: Change and outlook
Chair: Heidemarie UHL (Österreichische Akademie der Wissenschaften)

14.00
Peter HALLAMA (Fondation pour la mémoire de la Shoah, Paris und LMU München)
Den Holocaust dokumentieren und erinnern. Die Tschechoslowakei der ersten Nachkriegsjahre

14.20
Imke HANSEN (Universität Hamburg)
Als Auschwitz noch nicht Holocaust bedeutete. Die jüdische Gemeinschaft in Polen, die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau und die Entstehung eines Symbols

14.40
Regina FRITZ (Editionsprojekt "Judenverfolgung 1933-1945")
Die Pariser Friedensverhandlungen und die Konfrontation mit der Ermordung der ungarischen Juden

15.00
S. Jonathan WIESEN (Southern Illinois University, Carbondale)
On Dachau and Jim Crow: Holocaust Memory in the postwar African-American
Press. 

15.20
Diskussion - Discussion

16.15
Kaffeepause - Coffee Break

16.30
Abschlussdiskussion - Discussion

Michal FRANKL (Zidovské Muzeum v Praze): Zusammenfassung der Ergebnisse
der / Summary of the results of the EHRI-Conference, Budapest: "Early Attempts at the Historical Documentation of the Holocaust"

Susanne HEIM (Editionsprojekt "Judenverfolgung 1933-1945") und Éva KOVÁCS (VWI): Zusammenfassung der Ergebnisse und Diskussion / Summary and discussion of the results of the Simon Wiesenthal Conference 2012

18.00
Schluss - End

Datum

29. Novermber 2012 bis 1. Dezember 2012

Ort

Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI)
Desider-Friedmann-PLatz 1/18
1010 Wien
Tel.: +43 1 890 15 14
E-Mail: office [at] vwi [dot] ac [dot] at

Kontakt

Béla Rásky
Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studein (VWI),
Desider-Friedmann-Platz 1/18, 1010 Wien
Tel: 0043/1/8901514
E-Mail: office [at] vwi [dot] ac [dot] at
Homepage: http://www.vwi.ac.at

Gefördert von

Wien Kultur 
Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, Wien 
Zukunftsfonds der Republik Österreich
Vienna Convention Bureau

In Zusammenarbeit mit "Stilwerk"

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  • 12 Nov 2012 - 11:32

 

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