Von 1939 bis 1945 wurden etwa eine Million zivile Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge und Juden auf dem Gebiet des heutigen Österreichs in nahezu allen Wirtschaftszweigen der Kriegswirtschaft zur Arbeit herangezogen. Mit dem Kriegsende und der Befreiung 1945 kehrte ein Großteil von ihnen wieder in ihre Heimat zurück. Ein Teil der sowjetischen Kriegsgefangenen und „Ostarbeiter“ wurde von Sowjetorganen unter Zwang rückgeführt. Ein Teil entschied sich dafür, in Österreich zu bleiben oder in Drittländer wie die USA, Kanada, Großbritannien oder Australien zu emigrieren.
Die Konferenz behandelt erstmals auf Basis der Akten des „Österreichischen Versöhnungsfonds“ die wichtigen Fragen von Zwangsarbeitereinsatz und Repatriierung, Emigration sowie Integration in Österreich nach Kriegsende. Zusätzlich diskutieren internationale Experten die Arbeit des „Österreichischen Versöhnungsfonds“, dessen Ziele, Resultate und Wirkung. Seine Aufgabe bestand von 2001 bis 2005 darin, noch lebenden ehemaligen Zwangsarbeitern mit symbolischen Geldleistungen ein Zeichen gegen das von ihnen erlittene Unrecht zu setzen.
Die Konferenz findet im Rahmen des durch den „Zukunftsfonds der Republik Österreich“ finanzierten Forschungsprojektes „Zwangsarbeiter in Österreich 1939-1945“ statt.
Um Anmeldung bis einschließlich 12. Oktober 2011 wird gebeten.
Programm
Donnerstag, 20.10.2011
17:00 Uhr: Begrüßung und Grußworte
18:00 „Runder Tisch“:
Die Arbeit des Österreichischen Versöhnungsfonds.
Ziele – Resultate- Wirkung
Moderation: Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner, Graz
Teilnehmer:
Botschafter Dr. Richard Wotava, Wien
Botschafter Dr. Herbert Grubmayr, Wien
Botschafter Dr. Hans Winkler, Wien
Dir. a. D. w. HR Mag. Dr. Anton Eggendorfer, Wien
Dr. Dariusz Pawłoś, Warschau
Freitag, 21.10.2011
9:00 – 10:30 Uhr: Panel 1: Zivile Zwangsarbeiter in der „Ostmark“ – Struktur und Kategorisierungen
Chair: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Jacobmeyer, Münster
Dr. Hermann Rafetseder, Linz: Strukturanalyse der Zwangsarbeiter in Österreich anhand des Aktenbestandes des „Österreichischen Versöhnungsfonds“
Univ.-Prof. Dr. Szabolcz Szita, Budapest: Ungarische Juden als Zwangsarbeiter in Österreich
Dr. Jürgen Strasser, Wien: Französische Zwangsarbeiter in der „Ostmark“ 1939 bis 1945
10:30 – 11:00 Kaffeepause
11:00 – 12:30 Uhr: Panel 2: Zwangsarbeit für die deutsche Kriegswirtschaft:
Chair: Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner, Graz
Dr. Hubert Speckner, Wien: Kriegsgefangene als Arbeitskräfte für die deutsche Kriegswirtschaft
Dr. Oskar Dohle, Salzburg: Kriegsgefangene im Arbeitseinsatz im Reichsgau Salzburg
Mag. Heinrich Berger, Wien: Arbeitseinsatz von KZ-Häftlingen im Lagersystem Mauthausen
12:30 – 14:00 Uhr: Mittagessen
14:00 – 15:30 Uhr: Panel 3: Das Schicksal von Zwangsarbeitern nach 1945 in Österreich
Chair: Doz. Dr. Barbara Stelzl-Marx, Graz
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Jacobmeyer, Münster: Das Schicksal ehemaliger Zwangsarbeiter nach 1945 – Rahmenbedingungen und Möglichkeiten
Mag. Dieter Bacher, Graz: Die Integration ehemaliger ausländischer Zwangsarbeiter in Österreich nach 1945
PD Dr. Nikita Petrov, Moskau: Die Rolle sowjetischer Nachrichtendienste bei der Filtrierung zwangsrepatriierter sowjetischer DPs
Univ.-Prof. Dr. Renate Ortlieb, Graz: DPs und ihre Integration am Arbeitsmarkt – betriebswirtschaftliche Ansätze
15:30 – 16:00 Uhr: Kaffepause
16:00 – 17:30 Uhr: Panel 4: Das Schicksal von Zwangsarbeitern nach 1945 – Emigration und (Zwangs-)Repatriierung
Chair: Doz. Dr. Ela Hornung-Ichikawa (angefragt)
Univ.-Doz. Dr. Barry McLoughlin, Wien: Emigration ehemaliger Zwangsarbeiter nach Großbritannien
Dr. Pavel Polian, Freiburg im Breisgau: Zwangsrepatriierung ziviler Zwangsarbeiter in die ehemalige Sowjetunion in Österreich
Doz. Dr. Barbara Stelzl-Marx, Graz: "Die Heimat ruft!" Stalins Propaganda für die Zwangsrepatriierung in die Sowjetunion
Dr. Andrea Strutz, Graz: Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg durch Migration: Die Auswanderung von Flüchtlingen und Displaced Persons von Österreich nach Kanada
Schlussworte
ca. 18:00 Uhr: Konferenzende
Kontakt
Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung, GrazMag. Dieter Bacher
Schörgelgasse 43
8010 Graz
WWW: Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgen-Forschung