Im Jahr 1933 waren in acht sächsischen Städten jüdische Gemeinden beheimatet.
In den drei größten Städten Sachsens, in Leipzig, Dresden und Chemnitz, lebten über 18.000 Juden - das waren fast 90 Prozent der jüdischen Bevölkerung des Landes.
Jüdische Gemeinden gab es noch in Plauen, Zwickau, Zittau, Bautzen und Annaberg.
Vor der Ermordung durch den NS-Staat gelang es einigen tausend sächsischen Juden sich ins Ausland zu retten. Weit über zehntausend Menschen jüdischer Abstammung wurden ermordet. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde in Sachsen, neben jüdischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, eine kleine Zahl sächsischer
Juden in den größeren Städten befreit. Bereits im Frühjahr und Sommer 1945 gründeten sich hier wieder jüdische Gemeinden. Diese in den ehemaligen Zentren des Judentums, in Chemnitz, Dresden und Leipzig, neu entstandenen Gemeinden bewahrten unter den Bedingungen der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR jüdisches Leben. Nach der Wiedervereinigung 1990/91 gelangten jüdische Familien aus der Sowjetunion in den Freistaat Sachsen. Eine Vielzahl unter den Emigranten konnte in den jüdischen Gemeinden erstmals jüdische Identität im Alltag
erleben.
Gegenwärtig haben die jüdischen Gemeinden in Chemnitz, Dresden und Leipzig etwa 3.000 Mitglieder. Wie vor dem Holocaust ist die Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig mit jetzt 1.300 Mitgliedern die größte in Sachsen.
Diese Tagung strebt einen ersten Überblick zu einer Geschichte der Jüdischen Gemeinden und des jüdischen Lebens in Sachsen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Gegenwart an. An die Seite historiographischer Einschätzungen werden Erfahrungen außerschulischer Lernorte mit Themen der deutsch-jüdischen Geschichte gestellt.
Die Tagung ist eine gemeinsame Veranstaltung der Ephraim Carlebach Stiftung und der Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro Leipzig in Kooperation mit dem Kultur- und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus e.V., und steht unter der Schirmherrschaft des Präsidenten des Sächsischen Landtags, Dr. Matthias Rößler. Sie wird gefördert durch das Leo Baeck Programm Jüdisches Leben in Deutschland - Schule und Fortbildung sowie Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz.
Die Tagung ist von der Sächsischen Bildungsagentur - Regionalstelle Leipzig als Fortbildung anerkannt. Es wird Dienstunfallschutz - ohne Kostenerstattung - gewährt.
Der Teilnahmebeitrag beträgt 10,00 EUR (mit Mittagsimbiss), Ermäßigungsberechtigte zahlen die Hälfte.
Anmeldungen
Ephraim Carlebach Stiftung Tel. 0341-2115280 E-Mail:carlebach-stiftung-leipzig [at] t-online [dot] de Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro Leipzig E-Mail: Lpzmail [at] fes [dot] de
Programm
9.15 Uhr Begrüßung
Matthias Eisel, Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro Leipzig
Dr. Kerstin Plowinski, Historikerin, Geschäftsführerin Ephraim Carlebach
Stiftung
Küf Kaufmann, Vorstandsvorsitzender Israelitische Religionsgemeinde zu
Leipzig, Projektmanager Ariowitsch-Haus
Teil 1: Historisierung jüdischen Lebens in Sachsen
Moderation: Dr. Gunda Ulbricht, HATIKVA e.V.
9.45 Uhr Jüdisches Leben in Dresden und der Region zwischen 1945 und
1990
Dr. Nora Goldenbogen, HATIKVA e.V.
10.10 Uhr Jüdisches Leben in Chemnitz und der Region zwischen 1945 und
1990
Dr. Jürgen Nitsche, Chemnitz
10.35 Uhr Jüdisches Leben in Leipzig und der Region zwischen 1945 und
1990
Steffen Held, Ephraim Carlebach Stiftung
anschließend Diskussion
11.25 Uhr Kaffeepause
11.45 Uhr Die jüdischen Gemeinden in Sachsen: ein Blick auf
gegenwärtige Entwicklungen
Melanie Eulitz, Universität Leipzig
12.15 Uhr Mittagspause "kosher food style"
Teil 2: Außerschulische Bildungsangebote
Moderation: Dr. Kerstin Plowinski, Ephraim Carlebach Stiftung
13.30 Uhr Zum Beispiel Juden oder die Grenzen der Didaktik
Dr. Gunda Ulbricht, HATIKVA e.V.
14.00 Uhr Handlungsorientiert jüdische Geschichte erforschen -
archivpädagogische Angebote für Schulen
Merit Kegel, Sächsisches Staatsarchiv Leipzig
14.25 Uhr Jüdische Geschichte und Kultur als thematischer Gegenstand im
Geschichtsmuseum
Doris Mundus, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
14.50 Uhr In Schulprojekten lernen: Die Vermittlung jüdischer Geschichte
am Beispiel "Stolpersteine"
Josefine Reitter, HTWK Leipzig
15.15 Uhr Das Judentum als Thema in der politischen Bildung - eine
sächsische Perspektive
Frank Richter, Sächsische Landszentrale für politische Bildung
16.00 Uhr Tagungsende