Dem erfolglosen Bäcker Adolf Haas bot die SS alles, was er wollte: Karriere, Macht, Wohlstand und Affären. Dafür war er zu allem bereit, auch zum Massenmord. Trotz geringer Bildung stieg Adolf Haas seit 1932 rasch in Himmlers erträumter „Elitetruppe” auf. Gewaltbereitschaft und Gehorsam ebneten ihm den Weg von der ländlichen SS im Westerwald bis zu den Terrorstätten des Nazi-Regimes. Als KZ-Kommandant von Niederhagen/Wewelsburg (1940–1943) und Bergen-Belsen (1943–1944) scherte er sich mehr um seine eigenen Vorteile als um Hygiene oder die Versorgung der Häftlinge – dabei hatte er in seiner Jugendzeit als Gefangener ganz gegenteilige Erfahrungen gemacht.
Als junger Marineartillerist war Adolf Haas 1914 in Tsingtau, dem Zentrum der deutschen Kolonie Kiautschou an der Ostküste Chinas, stationiert gewesen. Nach Beginn des Ersten Weltkrieges und der Belagerung durch japanische und britische Truppen verbrachte er mehr als fünf Jahre in japanischer Kriegsgefangenschaft, die längste Zeit davon im Lager Bandō, das für seine humane Behandlung und das bunte Kulturangebot berühmt wurde.
Inwieweit prägte die Erfahrung der Kolonialherrschaft über die chinesischen Einheimischen in Tsingtau und die Jahre der Gefangenschaft den späteren Werdegang und Charakter des KZ-Kommandanten Adolf Haas? Diese Frage diskutieren die Historiker Jakob Saß (FU Berlin / Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam), Autor der Biografie Gewalt, Gier und Gnade. Der KZ-Kommandant Adolf Haas und sein Weg nach Wewelsburg und Bergen-Belsen (2019), und Dr. Jonas Kreienbaum (Universität Rostock), Autor von „Ein trauriges Fiasko“. Koloniale Konzentrationslager im südlichen Afrika 1900-1908 (2015).
Moderation: Dr. Christoph Kreutzmüller
Datum
Sonntag, 24. November 2019, 11:00 – 13:00 Uhr
Ort
Haus der Wannsee-KonferenzGedenk- und Bildungsstätte
Am Großen Wannsee 56-58
14109 Berlin