Im April 1933 veröffentlichte der zionistische Journalist Robert Weltsch in der Jüdischen Rundschau angesichts des vom Nazi-Regime verordneten Boykotts jüdischer Geschäfte und der sich zuspitzenden Diskriminierungspolitik seine berühmt gewordene Artikelserie »Tragt ihn mit Stolz, den gelben Fleck!«. Weltsch, der aus den Kreisen des Prager Kulturzionismus stammte, forderte darin die jüdische Minderheit in Deutschland auf, sich selbstbewusst zu ihrer eigenständigen ethnischen und kulturellen Identität zu bekennen, von den Nazis jedoch eine Anerkennung ihrer Minderheitenrechte zu erwirken. Zehn Jahre später, angesichts der nun mörderischen Verfolgung der Juden Europas, bedauerte er den Bezug auf den »gelben Fleck« zutiefst.
Programm
Im Vortrag wird gefragt, welche Intentionen Weltsch 1933 bewegten und wie er zu dieser Zeit das Verhältnis von Zionismus und Nationalsozialismus interpretierte. Skizziert wird ferner der weitere politische Denkweg Weltschs, der vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zwischen der Einsicht in die zunehmende Bedrohung der deutschen Juden und seiner Skepsis gegenüber einer raschen jüdischen Immigration nach Palästina schwankte. 1939 emigrierte Weltsch nach Palästina.
Prof. Dr. Christian Wiese ist Lehrstuhlinhaber der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Datum
Mittwoch, 16. Januar 2019, 18:15 Uhr
Ort
Goethe-Universität Frankfurt am Main,Campus Westend
Norbert-Wollheim-Platz 1,
Casino-Gebäude, Raum 1.812