„Rote Kapelle” war der Fahndungsname der Gestapo für ein sowjetisches Spionagenetz in Westeuropa. Fälschlicherweise ordnete sie diesem auch ein Berliner Widerstandsnetzwerk zu – ein loses Netzwerk von sieben Widerstandskreisen, das 1940/41 durch persönliche Kontakte entstanden war und dem mehr als 150 Gegner des Nationalsozialismus unterschiedlicher sozialer Herkunft und weltanschaulicher Auffassung angehörten. Im Zentrum standen die Ehepaare Libertas und Harro Schulze-Boysen sowie Mildred und Arvid Harnack. Gemeinsam diskutierten sie über politische und künstlerische Fragen, halfen Verfolgten, dokumentierten nationalsozialistische Gewaltverbrechen und riefen in Flugschriften zum Widerstand auf. Im Sommer 1942 deckte die Gestapo die Widerstandsorganisation um Harnack und Schulze-Boysen auf. Zahlreiche Mitglieder wurden im „Hausgefängnis” der Gestapo-Zentrale in der Prinz-Albrecht-Straße 8 inhaftiert. Am 19. Dezember 1942 fällte das Reichskriegsgericht die ersten Todesurteile. Insgesamt wurden mehr als 50 Mitglieder der Roten Kapelle ermordet.
Datum
Dienstag, 12. Dezember 2017, 19.00 Uhr
Ort
Topographie des TerrorsAuditorium
Niederkirchnerstraße 8
Berlin-Kreuzberg
Eintritt frei
(Gemeinsam mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand)
Programm
Die Verfolgung der Berliner Roten Kapelle durch Gestapo und Reichskriegsgericht 1942/43. Vortrag: Prof. Dr. Johannes Tuchel, Berlin
Zeugnisse der Berliner Roten Kapelle – Briefe, Gedichte, Erinnerungen. Lesung: Ruth Reinecke, Berlin
Moderation: Prof. Dr. Andreas Nachama, Berlin
In seinem Vortrag gibt Johannes Tuchel einen Überblick über die Verfolgung der Berliner Roten Kapelle durch Gestapo und Reichskriegsgericht 1942/43. Ruth Reinecke liest aus verbliebenen Dokumenten, die während der Gestapo-Haft oder nach dem Ende der Haft entstanden sind.
Johannes Tuchel ist Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand sowie apl. Professor für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin und lehrt am Fachbereich für Holocaust Studien des Touro College Berlin. Er hat zahlreiche Werke zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus und zur Geschichte der NS-Konzentrationslager veröffentlicht.
Ruth Reinecke ist Mitglied im Ensemble des Maxim Gorki Theaters, Berlin. Sie wirkt außerdem regelmäßig in Film- und Fernsehproduktionen mit, u. a. in der ARD-Produktion „Weißensee”.
Andreas Nachama ist Direktor der Stiftung Topographie des Terrors.