Antisemitismus zieht sich durch alle Gesellschaftsgruppen und kommt aktuell
immer häufiger zum Tragen. Antisemitische Vorkommnisse erreichen eine neue
Qualität – verbale Aggressionen vermischen sich immer mehr mit offener
Gewalt und Verletzung psychischer und körperlicher Integrität der von
Antisemitismus Betroffenen.
Antisemitismusprävention war viele Jahre durch die Wissensvermittlung über Antisemitismus gekennzeichnet. Die überwiegend wissensbasierten Ansätze unterschätzten aber die emotionale Aufladung sowie soziale Verwobenheit des aktuellen Antisemitismus und machen ihn unsichtbar. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Bildungsarbeit zu Antisemitismus weiterqualifiziert und ausdifferenziert. Antisemitismuskritische Bildung gilt inzwischen als eine übergeordnete Bezeichnung für verschiedene Konzepte antisemitismusbezogener Interventionen. Zu ihren Grundannahmen gehören u.a. das Verständnis von Antisemitismus als ein tradiertes und flexibel einsetzbares Einstellungspotenzial und die Kritik an "Othering" in Bezug auf Juden*Jüdinnen.
Um eine antisemitismuskritische Perspektive einzunehmen, ist es wichtig anzuerkennen, dass judenfeindliche Positionen oft ungewollt übernommen werden. Das hauptsächliche Anliegen antisemitismuskritischer Bildung besteht demzufolge darin, individuelle wie auch kollektive Verstrickungen in antisemitische Dispositionen kritisch zu hinterfragen und auf ihre Dekonstruktion hinzuarbeiten. In diesem Zusammenhang ist auch die Beschäftigung mit den Wechselwirkungen zwischen Antisemitismus und Rassismus unerlässlich. Die Veranstaltung schafft einen Diskussionsraum über die Relevanz und Wechselwirkung von Rassismus- und Antisemitismuskritik und stellt die Frage nach Streiträumen und Allianzen zur Debatte.
Datum
Dienstag, 12. Dezember 2017, 17.00 Uhr
Ort
Evangelisches Augustinerkloster zu ErfurtAugustinerstr. 10
99084 Erfurt
Informationen zu Programm und Anmeldung finden Sie unter "Download".