Im Kontext des 70. Jahrestags des Endes des Nürnberger Hauptprozesses und aktuell geführter Debatten über das weitgehende Scheitern der nachkriegsdeutschen Justiz bei der Verfolgung der NS-Täter nimmt die Tagung die Geschichte der ersten NS-Prozesse sowie deren Folgen für die weitere Strafverfolgung in den Blick. Ein Jahr nach der Nürnberger Urteilsverkündung verurteilte ein sowjetisches Militärtribunal im Herbst 1947 in Berlin-Pankow einen Großteil der wichtigsten SS-Angehörigen des Kommandanturstabes aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen. Die deutsch-polnische Tagung lotet verschiedene Dimensionen des Themenfeldes aus und widmet sich der justiziellen Aufarbeitung der NS-Verbrechen im Kontext der Prozesse in Nürnberg und Pankow.
Datum
Donnerstag, 24. November bis Samstag, 26. November 2016
Orte
Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen (24. November) Rathaus PankowBreite Str. 24 A
13187 Berlin (25./26. November)
Information
Dr. Enrico HeitzerE-Mail: heitzer [at] gedenkstaette-sachsenhausen [dot] de Dr. Katarzyna Woniak
E-Mail: katarzyna [dot] woniak [at] cbh [dot] pan [dot] pl
Tel: 030 48628545
Programm
24. November 2016
(Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen)
15.00-17.00 Führung durch die Gedenkstätte Sachsenhausen
18.00 Eröffnungsvorträge
Wolfgang Benz: Erschießen oder aburteilen? Interalliierte Beschlüsse zum Umgang mit den NS-Tätern
Andreas Wirsching (Institut für Zeitgeschichte München Berlin): „Moralische Schuld" im NS-Regime zwischen Gewissen und Justiz
Anschließend Empfang
25. November 2016
(Rathaus Pankow, Berlin)
09.00 Begrüßung
Günter Morsch (Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen)
Robert Traba (Zentrum für Historische Forschung Berlin PAN)
Panel 1: 09.30-11.00 - Nürnberg im Kontext
Kommentar & Moderation: Ingo Loose (Institut für Zeitgeschichte München Berlin)
Piotr Madajczyk (Instytut Studiów Politycznych PAN): Raphael Lemkins Begriff des Genozids bei den justiziellen Verhandlungen
Andreas Mix (Memorium Nürnberger Prozesse): International Military Tribunal Nürnberg und Nachfolgeprozesse
Marek Kornat (Instytut Historii PAN): Nürnberger Prozesse aus polnischer Sicht
11.00-11.30 Kaffeepause / przerwa
Panel 2: 11.30-13.00 – Rezeptionen von Nürnberg? (I)
Kommentar & Moderation: Beate Fieseler (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)
Winfried Meyer (TU Berlin): Der Pankower Prozess und seine Bedeutung
Klaus Dieter Müller (ehem. Stiftung Sächs. Gedenkstätten): Todesstrafen sowjetischer Tribunale gegen Deutsche im Kontext der Verfolgung von NS- und Kriegsverbrechen
Enrico Heitzer (Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen) Die „Norweger“. Zur Rolle des sowjetischen Speziallagers Sachsenhausen bei der Verfolgung von NS- und Kriegsverbrechen
13.00-14.30 Mittagspause
Panel 3: 14.30-16-30 Rezeptionen von Nürnberg? (II)
Kommentar & Moderation: Andrea Rudorff (Institut für Zeitgeschichte München-Berlin)
Julia Landau (Gedenkstätte Buchenwald): Gewalt gegen Sowjetbürger. Ahndung von Gewalt gegen sowjetische Zivilbevölkerung und Zwangsarbeiter
Joanna Lubecka (Akademia Ignatianum; Institut für Nationales Gedenken in Krakau):
Der Rudolf Höß-Prozess und weitere polnische Prozesse
Klaus Bästlein (LStU Berlin): Die Ahndung von NS-Verbrechen des KZ Außenlagers Husum-Schwesing
Thomas Schlemmer (Institut für Zeitgeschichte München Berlin): Kein Nürnberg in Rom. Italien, die Alliierten und die Kriegsverbrecherfrage
18.00 – Filmabend
Film „Berlinskij Prozess (1947)
Film „Unprofessioneller Strang“ (1997)
Anschließend: Diskussion mit dem Filmwissenschaftler Andrzej Gwóźdź (Uniwersytet Śląski Katowice)
Moderation: Enrico Heitzer (Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen)
26. November 2016
(Rathaus Pankow, Berlin)
Panel 4: 09.00-10.30 Kommunikationsräume und Diplomatie
Kommentar & Moderation: Katarzyna Woniak (Zentrum für Historische Forschung PAN)
Dagi Knellessen (Simon-Dubnow-Institut Leipzig): Transnationale Zeugenschaft – Jüdische Zeugen in den ersten Sobibor Verfahren 1949/50 in Frankfurt/Main und Westberlin
Dominika Uczkiewicz (Uniwersytet Wrocław): Ahndung jenseits der Heimat. Die Polnische Exilregierung und die Frage der Bestrafung von NS-Kriegsverbrechern
Jan-Hinnerk Antons (Helmut-Schmidt-Universität Hamburg): Auslieferung von NS-Verbrechern und -Kollaborateuren: Forderungen und Reaktionen
10.30-11.00 Kaffeepause
Panel 5: 11.00-12.30: Politisch-mediale Repräsentationen
Kommentar & Moderation: Łukasz Krzyżanowski (FU Berlin)
Piotr Małochwiej (Uniwersytet Wrocław): Die NS-Prozesse in der polnischen Presse
Eric Le Bourhis (Institut des Sciences sociales du politique (CNRS/ENS Cachan), Nanterre): NS-Verbrechen vor Gericht. Sowjetische Kriegsverbrecherprozesse 1943-1991
Maren Richter (Institut für Zeitgeschichte München Berlin): Unbestrafte Kontinuitäten. Der Fall Gerhard Scheffler
13.00-14.00 Abschlussdiskussion
Das lange Versagen der Justiz und die „Lehren aus Nürnberg“
Moderation: Gunter Hofmann (Die Zeit)
Teilnehmer:
Paweł Machcewicz (Museum des Zweiten Weltkrieges in Danzig)
Werner Konitzer (Fritz Bauer Institut)
Günter Morsch (Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten)
Robert Traba (Zentrum für Historische Forschung Berlin PAN)
Die Tagung wird auf Deutsch und Polnisch simultan übersetzt.
Um Anmeldung wird bis zum 15. November gebeten.
In Kooperation mit dem Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften