Kolonialismus und Nationalsozialismus werden in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit bislang meist getrennt voneinander behandelt. Der wissenschaftliche, interdisziplinäre Workshop stellt Ansätze zur Diskussion, mit denen beide Themenkomplexe miteinander in Beziehung gesetzt werden können.
Ziel solcher verflechtungsgeschichtlichen Zugänge ist es, globale Zusammenhänge stärker in den Blick zu rücken, die bis heute noch immer vorherrschende nationale bzw. eurozentrische Perspektive auf die Geschichte des Nationalsozialismus zu erweitern und damit Anstöße für eine multiperspektivische und inklusive Erinnerungskultur zu geben.
Im Rahmen von einführenden Impulsreferaten werden auf dem Workshop neue Ansätze der historischen Rassismusforschung zur Diskussion gestellt und exemplarische Beispiele aus der Bildungsarbeit zu Verflechtungen zwischen Kolonialismus und Nationalsozialismus präsentiert. Nach der Vorstellung erster Ergebnisse des laufenden Projekts „Rassismen in Kolonialismus und Nationalsozialismus. Formen – Funktionen – Folgen“ werden im Rahmen eines abschließenden Round Table-Gesprächs die geschichtsdidaktischen und inhaltlichen Herausforderungen einer niedrigschwelligen Vermittlung verflechtungsgeschichtlicher Darstellungen von Kolonialismus und Nationalsozialismus mit Fokus auf Rassismen diskutiert.
Der Workshop findet im Rahmen des von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) geförderten gleichnamigen Kooperationsprojekts der Universitäten Hamburg und Augsburg sowie der KZ-Gedenkstätte Neuengamme statt. Projektziel ist es, Materialien für Multiplikator_innen der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit zu entwickeln, die im Internet frei zugänglich sein werden und mit denen Beziehungen, strukturelle Ähnlichkeiten sowie Spannungen zwischen dem europäischen Kolonialismus und dem Nationalsozialismus und deren Nachwirkungen vermittelt werden können. Zwei Teilprojekte beleuchten dabei die nationalsozialistischen Kriegs- und Herrschaftspraktiken in Osteuropa während des Zweiten Weltkrieges sowie (Über-)Lebenswege, Handlungsspielräume und Handlungsweisen von People of Color unter nationalsozialistischer Herrschaft.
Der Workshop richtet sich an Multiplikator_innen, Expert_innen, zivilgesellschaftliche Akteur_innen und weitere Interessierte zu den Themen Rassismus, (Post)Kolonialismus und NS-Besatzungspolitik in Osteuropa und wird vom Landesinstitut für Lehrerbildung als Fortbildung anerkannt.
Datum
3./4. November 2016
Ort
KZ-Gedenkstätte NeuengammeStudienzentrum
Jean-Dolidier-Weg 75
21039 Hamburg
Kosten
30 €, ermäßigt 20 € (inkl. Verpflegung)
Anmeldungen bis zum 26. Oktober 2016 bei
Susann Lewerenzsusann [dot] lewerenz [at] kb [dot] hamburg [dot] de oder
040 428 131 544
Workshop-Programm
Donnerstag, 3. November
14:00–14:30 Uhr
Begrüßung und Einführung Dr. Detlef Garbe (Hamburg), Sonja Begalke (EVZ/Berlin), Prof. Dr. Jürgen Zimmerer (Hamburg)
14:30–16:00 Uhr
Verflechtungen – Impulse und Debatten Joshua Kwesi Aikins (Berlin): Unauslöschliche Eindrücke: Koloniale Straßennamen und Kontinuitäten im Nationalsozialismus
Prof. Dr. Wulf D. Hund (Hamburg): „Wie die Deutschen weiß wurden“: ein Werkstatt-Bericht
Philipp Bernhard (Augsburg), Susann Lewerenz (Hamburg) und Cäcilia Maag (Hamburg): Einführung in das Projekt „Rassismen in Kolonialismus und Nationalsozialismus. Formen – Funktionen – Folgen“
Diskussion
Moderation: Dr. Oliver von Wrochem (Hamburg)
16:00–16:30 Uhr
Kaffeepause
16:30–18:30 Uhr
Erprobung I: Verflechtungen zwischen Kolonialismus und Nationalsozialismus 1933–1939
Philipp Bernhard, Susann Lewerenz und Cäcilia Maag: 1. Nationalsozialismus und Osteuropa: Koloniale Tradition und Spezifik
2. Im Spannungsfeld von Kolonial-, Außen- und „Rassenpolitik“: People of Color im national-sozialistischen Deutschland, 1933–1939 Erprobungen in Gruppen Report und
Kommentar zu Gruppe 1: Dr. Thomas Lutz (Berlin) und Prof. Dr. Maren Röger (Augsburg) Report und Kommentar zu Gruppe 2: Dr. Kien Nghi Ha (Berlin) und Gottfried Kößler (Frankfurt a.M.)
Diskussion
Moderation: Kim Todzi
19:45 Uhr Abendessen
Freitag, 4. November
9:30–11:30 Uhr
Erprobung II: Verflechtungen zwischen Kolonialismus und Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg Philipp Bernhard, Susann Lewerenz und Cäcilia Maag: 1. Rassistische Kriegführung und Herrschaft in Osteuropa
2. People of Color im Fokus von Kriegspolitik, kolonialen Plänen und rassistischer Gewalt
Erprobungen in Gruppen Report und Kommentar zu 1: Prof. Dr. Isabel Heinemann (Münster) und Hanna Huhtasaari (Bonn) Report und Kommentar zu 2: Joshua Kwesi Aikins und N.N.
Diskussion
Moderation: Prof. Dr. Jürgen Zimmerer
11:30–12:00 Uhr
Kaffeepause
12:00–13:45 Uhr
Round Table: Ziel Niedrigschwelligkeit: Geschichtsdidaktische Herausforderungen im Themenbereich Rassismen – Kolonialismus – Nationalsozialismus
Diskutant_innen: Nicola Lauré al-Samarai (Berlin), Gottfried Kößler (Frankfurt), Ramses Michael Oueslati (Hamburg) Diskussion Diskussionsleitung und Moderation: Prof. Dr. Susanne Popp
13:45 Uhr
Lunch (optional)
14:15–15:45 Uhr
Thematischer Rundgang durch die Dauerausstellung (optional) Guide: Gisela Ewe (Hamburg)