Seit Ende der 1990er Jahre diskutieren Pädagogen und Erziehungswissenschaftlerinnen darüber, ob und wie das Lernen über den Nationalsozialismus »anders« konzipiert werden müsse, um »die Migrantenkinder« zu »erreichen«, ihnen »die Rolle des Holocaust« zu vermitteln und sie zu »integrieren«. In diesen Fachartikeln kommt eine Reihe von Selbst- und Fremdbildern über »Migranten« und »Deutsche« zum Ausdruck, die weniger mit individuellen Lernmotivationen von Schülern und Schülerinnen als mit deutscher nationaler Identität zu tun haben. Rosa Fava hat in ihrer Dissertation untersucht, welches Wissen über »die anderen« und »das deutsche Wir« die Diskussion prägt. Sie zeigt, wie dabei das Bild einer deutschen Aufarbeitungsgemeinschaft einerseits und interesseloser »Migrantenkinder« andererseits konstruiert wird.
Vortrag von Rosa Fava
Datum
Montag, 16. März 2015, 18:15 Uhr
Ort
Goethe-Universität Frankfurt am MainCampus Westend
Norbert-Wollheim-Platz 1
IG Farben-Haus, Raum 311
Dr. Rosa Maria Fava ist Gymnasiallehrerin und Referentin für historische und politische Bildung. Sie hat als Teamerin in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme/Hamburg gearbeitet und die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus mitbegründet. 2012 bis Februar 2015 leitete sie im Jüdischen Museum Berlin das Projekt »Vielfalt in Schulen«. 2013 promovierte sie an der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg. Neben ihrer im Januar 2015 im Berliner Metropol Verlag erschienenen Dissertation, Die Neuausrichtung der »Erziehung nach Auschwitz« in der Einwanderungsgesellschaft. Eine rassismuskritische Diskursanalyse, hat sie zu den Themen »Schwarze im Nationalsozialismus«, »Sloweninnen und Slowenen im Konzentrationslager Neuengamme«, »Antisemitismus und Lernen über den Nationalsozialismus in der deutschen Einwanderungsgesellschaft« publiziert.