"Wir sind nämlich zum Trübsinn nicht verpflichtet" – mit diesem und ähnlichen Argumenten engagierten sich konservative Deutungseliten in den letzten Jahren zunehmend für ein positives deutsches Geschichts- und Nationalbewusstsein.
Der 9. November 2014 stand schon ganz im Zeichen nationalen Glücks. Leuchtende Luftballons, die mit Freiheitsbotschaften gen Himmel schweben, Beethovens 'Ode an die Freude' am Brandenburger Tor: Die Erinnerung an den Mauerfall hat das Pogromnachtgedenken fast völlig verdrängt.
Im nächsten Jahr stehen 70 Jahre Kriegsende und 25 Jahre ›Wiedervereinigung‹ an. Auch dieses 'Supergedenkjahr' wird in Deutschland wieder intensiv genutzt werden, um sich einer nationalen Erfolgsgeschichte mit Höhen, Tiefen und Happy End zu vergewissern.
Anlässlich dessen wollen wir über den Stand der deutschen Geschichtspolitik diskutieren. Zwei kurze Inputs werden den langen Weg zur aktuellen deutschen Meistererzählung skizzieren: Von der 'Gedenkstättenkonzeption des Bundes' bis hin zum 'Nationalen Freiheits- und Einheitsdenkmal', das demnächst inmitten der Hauptstadt vor wiederaufgebautem Stadtschloss für "Orientierung und Ermunterung" sorgen soll.
Im anschließenden Gespräch soll nach den vielfältigen Implikationen dieser Entwicklung gefragt werden, aber auch danach, warum geschichtspolitische Positionen, die noch in den 1990er Jahren bis ins linksliberale Lager hinein auf vehemente Kritik stießen, heute weitgehend unwidersprochen bleiben. Und wie könnten zeitgemäße Interventionen in den Diskurs um Nation und Geschichte eigentlich aussehen?
Ort
LaikaEmserstr. 131
12051 Berlin
Datum
Dienstag, 9. Dezember 2014, 20.00 Uhr
Jonas Kühne engagiert sich im Bereich der historisch-politischen Bildungsarbeit und schließt gerade sein Geschichtsstudium ab.
Cornelia Siebeck forscht, schreibt und lehrt zu gedächtniskulturellen Themen, vor allem zur Repräsentation von Vergangenheit im öffentlichen Raum.
Lotte Thaa beschäftigt sich innerhalb und außerhalb ihres Studiums kritisch mit Geschichtspolitik, Museen und Denkmälern.