Seit 1941 war Hanns Ludin Gesandter des nationalsozialistischen Deutschland in der Slowakei und dort unter anderem zuständig für die Deportation der slowakischen Juden. Nach Kriegsende zunächst auf der Flucht, stellte er sich später den Alliierten. Nach fast drei Jahren Haft wurde er zum Tode verurteilt und im Dezember 1947 in Bratislava in der Slowakei hingerichtet. Erika, die älteste Tochter Ludins, erreichte die Todesnachricht im Alter von 14 Jahren.
Alexandra Senfft, 1961 geboren, ist Enkelin von Hanns und Tochter von Erika Ludin. In ihrem Buch „Schweigen tut weh. Eine deutsche Familiengeschichte“ beschreibt sie das Leid ihrer Mutter, die an der Verdrängung bzw. Leugnung der Schuld des Vaters innerhalb der Familie Ludin und an ihrer Unfähigkeit, um ihn zu trauern, zerbrach. Und sie benennt die Folgen der Traumatisierung von Erika Ludin für ihr eigenes Leben. Alexandra Senfft vermittelt so das Bild einer Familie, die hin- und hergerissen wird zwischen der Loyalität zum Ehemann und Vater als dem vermeintlich „guten Nazi“ und dem Wissen um seine Schuld. 2008 wurde das Buch mit dem deutschen Biographiepreis ausgezeichnet.
Alexandra Senfft wird Passagen aus ihrem Buch lesen. Im anschließenden Gespräch mit Ulrike Jensen von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme wird die Auseinandersetzung mit Hanns Ludins Rolle im Nationalsozialismus innerhalb der eigenen Familie der Autorin eine Rolle spielen. Zudem werden die Auseinandersetzung mit Täterschaft in der deutschen Nachkriegsgesellschaft und das Engagement der Autorin in Dialoggruppen zwischen Angehörigen von TäterInnen und von NS-Verfolgten Thema sein.
Bereits am 12. November wird im GOLEM der Film „2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß“, des jüngsten Sohnes von Hanns Ludin, Malte Ludin, über den Umgang der Familienmitglieder mit der Schuld des Ehemanns und Vaters, gezeigt.
Datum
21. November, 19.00 Uhr
Ort
GOLEMGroße Elbstr. 14
Hamburg