Der "Workshop zur Geschichte und Gedächtnisgeschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager" findet seit 1994 regelmäßig statt und bietet als eine von Nachwuchswissenschaftler_innen selbst organisierte, internationale Tagung ein Forum zur Präsentation und Diskussion neuer Studien und Fragestellungen verschiedener
Fachrichtungen. Der Workshop hat den Charakter einer Forschungswerkstatt, in der sich fortgeschrittene Studierende, Promovierende und Nachwuchswissenschaftler_innen in kollegialer und kooperativer Atmosphäre fachlich austauschen.
Anlässlich des 70. Jahrestages des Endes der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wird der kommende Workshop in einem Staat stattfinden, der von den Folgen der nationalsozialistischen Expansions- und
Vernichtungspolitik besonders betroffen war. Die deutsche Besatzung kostete im heutigen Belarus zwischen 1941 und 1944 mehr als drei Millionen Menschen das Leben, mehr als 400.000 Männer, Frauen und Kinder wurden zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich verschleppt. Wie die gesamte Region war auch die Hauptstadt Minsk ein zentraler Schauplatz der Shoah. Den Verbrechen im örtlichen Ghetto und in der nahegelegenen Hinrichtungsstätte bei Maly Trostenez fielen Zehntausende zum Opfer.
Der 20. Workshop steht unter dem Titel "Besatzung, Zwangsarbeit, Vernichtung" und wird vom 7. bis 12. April 2015 in Minsk stattfinden. Ausgehend von der Geschichte der nationalsozialistischen Besatzungsherrschaft sollen die Hintergründe und Folgen dieser Politik für die deutsch besetzten Länder diskutiert sowie ein transnationaler
Wissenstransfer angeregt werden.
Dieser interdisziplinäre Workshop richtet sich explizit an Nachwuchswissenschaftler_innen, die in diesem Zusammenhang bisher
randständige und vernachlässigte Themen erforschen und zu neuen Forschungsimpulsen beitragen können. Angesprochen sind besonders
Forschende, die noch nicht in der akademischen Forschung oder in der
Gedenkstättenarbeit etabliert sind.
Während des 20. Workshops zur Geschichte und Gedächtnisgeschichte der
nationalsozialistischen Konzentrationslager sollen Forschungsarbeiten vorgestellt und diskutiert werden, die einen der folgenden oder verwandte Themenschwerpunkte umfassen:
- Ideologie, Organisationsstruktur, Personalpolitik sowie Folgen der deutschen Besatzungsherrschaft in verschiedenen (europäischen) Regionen mit besonderem Augenmerk auf das System der nationalsozialistischen Konzentrations- und Zwangslager/-Orte
- Verhältnis des deutschen Besatzungsregimes zu Institutionen und gesellschaftlichen Akteur_innen in den besetzten Ländern (Widerstand/Kollaboration)
- Gefangennahme und Ermordung der Zivilbevölkerung, von Kriegsgefangenen und von antisemitisch oder rassistisch Verfolgten
- Bedingungen und Folgen der Zwangsarbeit in den deutsch-besetzten Gebieten; Verschleppung und Repatriierung von Zwangsarbeiter_innen
- Folgen der nationalsozialistischen Herrschaft in Europa; Entwicklung und Rahmenbedingungen von Strafverfolgung, Entschädigung und Restitution in verschiedenen ehemals deutsch-besetzten europäischen Staaten nach 1945
- Erinnerungskultur in "Ost" und "West", z.B. Bezugspunkte und politische Einflussfaktoren von Gedenkstättenkonzepten, Zeitzeug_innenschaft, Verhältnis von nationaler zu transnationaler Erinnerungskultur
Idee und Bewerbung
Erwartet wird nicht die Vorstellung abgeschlossener Arbeiten, sondern die Diskussion laufender Forschungsprojekte. Der Workshop wird getragen von der Idee der Selbstorganisation und einer hierarchiefreien Atmosphäre.
Die einzelnen Beiträge sollen eine Länge von 20 Minuten nicht überschreiten und als Grundlage für eine anschließende Diskussion (ca. 35 Minuten) dienen. Hierfür wird von den Referent_innen erwartet, dass sie im Vorfeld des Workshops ein aussagekräftiges Paper/Vortragsmanuskript (maximal 10 Seiten, englisch oder deutsch mit englischem Abstract) über ihren Beitrag einsenden. Der Call for Papers
richtet sich nicht nur an Historiker_innen, sondern auch an Nachwuchswissenschaftler_innen anderer wissenschaftlicher Fachbereiche,
die sich mit der Geschichte und Gedächtnisgeschichte der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft mit dem Schwerpunkt "Besatzung, Zwangsarbeit, Vernichtung" beschäftigen.
Tagungssprachen sind englisch und deutsch. Eine Simultanübersetzung der Vorträge wird angeboten. Für einzelne Teile stehen voraussichtlich bei Bedarf auch Übersetzer_innen für Russisch bereit. Eine Übernahme der Tagungs- sowie Reisekosten wird angestrebt. Die Beiträge sollen im Anschluss an den Workshop in einem Tagungsband veröffentlicht werden.
Alle Interessent_innen werden gebeten, bis zum 15.9.2014 ein maximal zweiseitiges Abstract des geplanten Beitrags zusammen mit einer Kurzbiographie an
E-Mail: workshop-minsk [at] lists [dot] nadir [dot] orgzu schicken.
Interessent_innen, die ohne einen inhaltlichen Beitrag am Workshop teilnehmen möchten, können sich demnächst auf einen Call for Participation bewerben.
Datum und Ort
07.04.2015 - 12.04.2015, Minsk
Mit Besuch des ehemaligen jüdischen Ghettos und der Gedenkstätten an den historischen Orten nationalsozialistischer Verbrechen in Maly Trostenez und Chatyn
Veranstalter_innen
Anke Binnewerg (Dresden); Frédéric Bonnesoeur (Berlin); Philipp Dinkelaker (Berlin); Sarah Kleinmann (Tübingen); Jens Kolata (Tübingen/Wuppertal); Anja Reuss (Berlin); Dmitri Stratievski (Berlin); Tanja Vaitulevich (Göttingen/Amsterdam); in Kooperation mit dem Zentrum >für Antisemitismusforschung Berlin (ZfA)/ TU Berlin; dem Verein Kontakte-Kontakty e.V.; der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte "Johannes Rau" Minsk; und der Geschichtswerkstatt Minsk.