Einigen wenigen überlebenden Sinti und Roma stand nach der Befreiung die Vielzahl derjenigen gegenüber, die als Kriminalbeamte, städtische Angestellte, NSDAP- und SS-Angehörige, Mediziner, Psychologen, Journalisten, Richter oder Wissenschaftler auf die eine oder andere Weise an der nationalsozialistischen Zigeunerverfolgung und dem Völkermord beteiligt waren. Der Konsens, diese Minderheit weiter zu stigmatisieren, war daher denkbar breit und umso erfolgreicher, als es kaum Stimmen gab, die sich für sie einsetzten.
Im Vortrag werden die maßgeblichen Akteure des diskriminierenden und diffamierenden Diskurses und ihre Strategien vorgestellt. Die Zeitspanne, die er umfasst, beginnt nach 1945 und reicht bis in die 1970er und 1980er Jahre hinein, als mit einer verstärkten Artikulation von Betroffenen die Dominanz des Täterdiskurses zu bröckeln begann.
Karola Fings ist promovierte Historikerin und Germanistin. Seit 2003 ist sie stellvertretende Direktorin im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln. Im letzten Jahr erschien ihr gemeinsam mit Ulrich Friedrich Opfermann herausgegebenes Buch Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen 1933–1945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung im Ferdinand Schöningh Verlag.
Datum und Uhrzeit
1. Juli 2013, 18.15 Uhr
Ort
Goethe-Universität Frankfurt – Campus WestendGrüneburgplatz 1
Casino am IG Farben-Haus
Raum 1.801