Das Schtetl war »eine kleine Civitas Dei«, wie Manès Sperber schrieb, ein untergegangenes Paradies, ein ausgelöschter Sehnsuchtsort. In den »Städtlein« Galiziens, Weißrusslands und der Ukraine lebten die Juden wie aus der Zeit gefallen: in bitterster Armut, größter Religiosität und in der Tradition der Vorfahren, aber ohne den Druck zur Assimilation wie im übrigen Europa. Pogrome bedrohten das Schtetl schon im 19. Jahrhundert, doch erst die Nazis vernichteten im Zweiten Weltkrieg die Schtetl und ihre Einwohner.
Yehuda Bauer, der große Erforscher der Shoah, erzählt ohne Verklärung von den Lebensumständen im Schtetl, von den sozialen Widersprüchen, den Schicksalen Einzelner. Anhand einer Reihe von Orten zeigt er die Umstände der Auslöschung nach dem Einmarsch der Deutschen auf. Er beschreibt die verzweifelten Rettungsversuche, die Flucht in die Wälder und den jüdischen Widerstand.
Yehuda Bauer ist Professor für Holocaust Studies am Avraham Harman Institute for Contemporary Jewry an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Er ist einer der bedeutendsten Holocaustforscher weltweit und hat diese wissenschaftliche Disziplin mit begründet. Er war Mitherausgeber der Zeitschrift Holocaust and Genocide Studies und Mitglied des Beirats der Encyclopedia of the Holocaust, die 1990 von Yad Vashem herausgegeben wurde. Er ist Autor zahlreicher Bücher und Publikationen. Auf Deutsch erschien kürzlich im Jüdischen Verlag (bei Suhrkamp) Der Tod des Schtetls.
Datum und Uhrzeit
6. Juni 2013, 18.15 Uhr
Ort
Goethe-Universität Frankfurt am Main – Campus WestendGrüneburgplatz 1
IG Farben-Haus, Raum 311
Veranstalter
Fritz Bauer InstitutGrüneburgplatz 1
60323 Frankfurt am Main
Tel: 069.798 322-40
www.fritz-bauer-institut.de