Die Debatte um den "richtigen" Umgang mit NS-Propaganda stößt in den letzten Jahren auf eine interessierte Öffentlichkeit. Während es nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs vor allem darum ging, die publizistischen Hinterlassenschaften des "Dritten Reichs" im Sinne des Demokratisierungsprozesses zu verbieten, werden inzwischen die starren Regelungen der Nachkriegszeit kritisch hinterfragt. Internationale
Veröffentlichungen von "Mein Kampf" und die Edition "Zeitungszeugen" entfachten besonders in den Medien eine kritische Auseinandersetzung. Eine wissenschaftlich-akademische Kontroverse entwickelte sich bislang jedoch nicht.
Die internationale Tagung "Zwischen Verbot und öffentlicher Auseinandersetzung: NS-Propaganda im 21. Jahrhundert" greift dieses Forschungsdesiderat auf und will gemeinsam mit Wissenschaftlern aus der Geschichtsdidaktik, der Zeitgeschichtsforschung, der Politikwissenschaft und der Medienwissenschaft die Frage diskutieren, wie die vormalige Propaganda des NS-Regimes auf heutige Lernende wirkt.
Programm
Donnerstag, 29. November 2011
9.30 Begrüßung (Andreas Düspohl, Internationales Zeitungsmuseum Aachen; Maria Springenberg-Eich, Landeszentrale politische Bildung NRW; Christian Kuchler, RWTH Aachen)
10.00 Uhr Panel I: Printpresse als Spiegel der NS-Propaganda
(Moderation: Christian Kuchler)
Peter Longerich (London): Bedeutung der NS-Propaganda für Zeitgenossen und Nachgeborene
Sandra Paweronschitz (Wien): Zeitungen der NS-Zeit für ein breites Publikum: "NachRichten" in Österreich und "Zeitungszeugen" in Deutschland
Christian Bunnenberg (Essen-Duisburg): Der Reiz der NS-Presse für das historische Lernen
14.00 Uhr Panel II: "Mein Kampf" als Gegenstand des schulischen und öffentlichen Interesses (Moderation: Armin Heinen)
Thomas Vordermayer (München): "Mein Kampf" als wissenschaftliche Edition
Ulrich Baumgärtner (München): "Mein Kampf" in deutschen Schulbüchern
Marc van Berkel (Nijmegen): "Mein Kampf" in Lehrmitteln außerhalb Deutschlands
16.00 Uhr Umgang mit NS-Propaganda aus internationaler Sicht
Moshe Zimmermann (Jerusalem): Israelische Perspektiven auf den Umgang mit der Propaganda der Täter
17.30 Uhr Workshop I: Propaganda im Museum
Andreas Düspohl (Aachen): NS-Publikationen im Internationalen Zeitungsmuseum Aachen
Stefanie Paufler-Gerlach (Aachen): NS-Propaganda im Museum
17.30 Uhr Workshop II: NS-Propaganda und heutige Neonazis
Michael Wörner-Schappert (Mainz): Das NS-Erbe im Internet
Daniel Krüger (Berlin): Bedeutung von NS-Texten für Neonazis heute
Freitag, 30. November 2012
9.30 Panel III: Ideologie im Kino: Umgang mit NS-Filmen (Moderation: Guido Hitze)
Clemens Zimmermann (Saarbrücken): Film und Kino im Nationalsozialismus: Politische Strategien und soziale Praxis
Brigitte Braun (Trier): Nationalsozialistische Propagandafilme in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit
René Schlott (Gießen): Aufarbeitung der NS-Verbrechen oder Wiederkehr nationalsozialistischer Bildwelten? NS-Filmaufnahmen in den Dokumentarfilmen der Bundesrepublik
Benjamin Städter (Dorsten): NS-Filme im Schulunterricht. Medienhistorische Zugänge in der schulpraktischen Vermittlung des Nationalsozialismus
12.30 Uhr Tagungsbilanz
Helmut König (Aachen): NS-Propaganda als Teil der Erinnerungskultur
Kontakt
Prof. Dr. Christian KuchlerDidaktik der Gesellschaftswissenschaften
RWTH Aachen University
Mies-van-der-Rohe-Straße 10
52074 Aachen
Tel. 0241-8025442
E-Mail: kuchler [at] ipw [dot] rwth-aachen [dot] de
Anmeldungen bitte bis zum 21.11.2012.