Die Heeresversuchsanstalt Peenemunde diente auf einem weiträumigen Gelände im Norden Usedoms von 1936 bis 1945 zur Entwicklung von Raketen zur Bombardierung von Städten. Die von Goebbels propagandistisch „Vergeltungswaffe“ getauften Raketen erwiesen sich zwar kriegstechnisch als ineffektiv, richteten aber großen Schaden vor allem unter der Zivilbevölkerung in London und Antwerpen an. Gravierend ist auch der Einsatz von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen bei der Entwicklung und Produktion der Raketen unter menschenverachtenden Lebens- und Arbeitsbedingungen in Peenemunde und, in noch wesentlich größerem Maßstab, in der Massenproduktion der Raketen in der Stollenanlage in Mittelbau Dora. Bei der Raketenproduktion in Peenemunde, Mittelbau-Dora und an anderen Standorten starben 15.000 bis 20.000 Zwangsarbeiter.
Die Verlagerung der Produktion in die unterirdischen Anlagen bei Nordhausen erfolgte nach einem britischen Luftangriff auf die Militaranlagen in Peenemunde im August 1943. Dabei kamen 735 Menschen ums Leben, hiervon ein Großteil polnischer Zwangsarbeiter des Lagers in Trassenmoor. Ihnen wurde der Zugang zu Schutzraumen hier wie andernorts verwehrt. Dazu passt auch die Rucksichtslosigkeit, mit der Raketentests ostlich von Krakau durchgefuhrt wurden.
Die Opfer werden bei einer unkritischen Darstellung der Bombenproduktion als angebliche Vorläufer der Mondrakete und bei einer Legendenbildung um leitende Wissenschaftler und Ingenieure wie Wernher von Braun verdrängt. Eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas Peenemunde und eine gesellschaftspolitische Bewertung und museale Darstellung muss, gerade im europäischen Kontext, Opferperspektiven und die Bedingungen und Ziele der nationalsozialistischen Kriegsgesellschaft angemessen berücksichtigen. Das Historisch Technische Museum Peenemünde hat in dieser Hinsicht bereits wertvolle Basisarbeit geleistet. Wissenschaftler und Ingenieure, zumal unter diktatorischen Regimen, haben eine Mitverantwortung fur die Konsequenzen ihres Tuns.
Die Tagung richtet sich explizit an eine breite Öffentlichkeit im Norden Deutschlands und Polens, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Gedenkstätten und Museen, sowie an ein wissenschaftlich interessiertes Publikum.
Veranstalter
Friedrich-Ebert-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Polnisch-Deutschen Kulturforum Insel Usedom/Insel Wollin in Kooperation mit dem Historisch Technischen Museum Peenemünde.
Ort
Hotel SeeklauseMölschower Weg 1a
17449 Ostseebad Trassenheide, Usedom
Kontakt/Organisation
Dr. Günther Jikeli jun.E-Mail: G [dot] Jikeli [at] gmail [dot] com
Mobiltelefon: 0048 795964240
Das Ausführliche Programm können Sie dem PDF-Dokument unter "Download" entnehmen.