Auf der 2. Parteikonferenz der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) vom 9. bis 12. Juli 1952 verkündete der Generalsekretär des Zentralkomitees der SED, Walter Ulbricht, den "planmäßigen Aufbau des Sozialismus" in der Deutschen Demokratischen Republik. Nur wenige Wochen zuvor, am 26. Mai, hatte das SED-Regime damit begonnen, die Demarkationslinie zur Bundesrepublik abzuriegeln und
Regimekritiker aus dem Grenzgebiet zwangsweise auszusiedeln. Unvermittelt sahen sich ganze Gebiete und Gemeinden zu Randregionen degradiert. Die Grenzlinie wurde zu einer mit Stacheldraht gesicherten Sperrzone ausgebaut, die fortan nicht nur die Flucht der eigenen Bürger gen Westen verhindern, sondern auch "Feinde" der neuen Ordnung fernhalten sollte.
Mit dem Ausbau der "Staatsgrenze West" begann ein wechselseitiger politischer, wirtschaftlicher und kultureller Prozess, dessen Auswirkungen bis in die Gegenwart hineinreichen. Die beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften dürfen demnach als ein verflochtener Kommunikations- und Handlungsraum verstanden werden, sodass neben den Ereignissen in der DDR auch die parallelen Entwicklungen in der
Bundesrepublik und auf internationaler Ebene berücksichtigt werden müssen.
Die Tagung macht sich diesen Anspruch zu eigen und beleuchtet die nunmehr sechzig Jahre zurückliegenden Ereignisse vor dem Hintergrund der deutschen Zweistaatlichkeit und des Kalten Krieges und verdeutlicht anhand wissenschaftlicher und erfahrungsgeschichtlicher Beiträge das ungebrochene Diskussions- und Forschungspotenzial dieses Teils der deutschen und europäischen Geschichte.
Freitag, 04.05.2012
15.00 Uhr
Begrüßung
Prof. Dr. Silke Satjukow, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Dr. Sascha Möbius, Leiter der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn
Grußworte
Prof. Dr. Klaus-Erich Pollmann, Rektor der Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg
Dr. Kai Langer, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt
15.30 Uhr
Einleitungsvortrag
Die internationalen und nationalen Rahmenbedingungen des Grenzausbaus
1952
Prof. Dr. Hans-Heinrich Nolte, Leibniz-Universität Hannover
Motivationen und Deutungen
Moderation: Prof. Dr. Silke Satjukow
16.15 Uhr
Penetrations- oder Fluchtverhinderungswall? Walter Ulbricht und die
"Republikflucht" 1952/53
Dr. Michael Kubina, Forschungsverbund SED-Staat an der FU Berlin
17.00 Uhr
Kaffeepause
Soziale, militärische und wirtschaftliche Aspekte
Soziale Aspekte
Moderation: Prof. Dr. Silke Satjukow
17.15 Uhr
1952 und die Sozialgeschichte der innerdeutschen Grenze
Dr. Kay Kufeke, Berlin
18.00 Uhr
"Drüben bleiben?"- Zonenflüchtlinge in der Bundesrepublik
Dr. Jeannette van Laak, Justus-Liebig-Universität Gießen
18.45 Uhr
Abendessen
19:30 Uhr
Rundgang über das Gelände der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn
Samstag, 05.05.2012
Militärische Aspekte
Moderation: Dr. Sascha Möbius
9.00 Uhr
Die Abriegelung der Grenze am Beispiel Hötensleben / Offleben /
Schöningen
Achim Walther, Vorsitzender des Grenzdenkmalvereins Hötensleben e.V.
9.45 Uhr
Der Grenzschutz der Bundesrepublik Deutschland (BGS, Zoll,
Westalliierte, andere Sicherheitsorgane)
Bernd Walter, Präsident des Grenzschutzpräsidiums Ost a.D., Berlin
10.30 Uhr
Die Grenze und die Grenzregion nach innen absichern. Grenzabriegelung,
Grenzpolizei und ihre Grenzhelfer in den fünfziger Jahren
Dr. Gerhard Sälter, Berlin / Marburg
11.15 Uhr
Kaffeepause
Wirtschaftliche Aspekte
Moderation: Dr. Sascha Möbius
11.30 Uhr
Die Entwicklung des Bezirks Magdeburg in den 1950er Jahren
Prof. Dr. Mathias Tullner, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
12.15 Uhr
Die wirtschaftspolitischen Reaktionen auf die Schließung der
innerdeutschen Grenze
Prof. Dr. Christopher Kopper, Universität Siegen
13.00 Uhr
Zankapfel "Coburger Sonderabkommen" 1950 - 1952: Die umstrittene
Beschäftigung bayerischer Facharbeiter im südthüringischen Bergbau
Prof. Dr. Peter E. Fäßler, Universität Paderborn
13.45 Uhr
Abschlussdiskussion / Mittagessen
Ort
Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn
An der Bundesautobahn 2
39365 Marienborn
Anmeldungen
Bis zum 30.04.2012 an
E-Mail: Info-marienborn [at] stgs [dot] sachsen-anhalt [dot] de