Man nannte ihn „Doktor Tod“ und „Schlächter von Mauthausen“. Aribert Heim war nur wenige Monate in einem Konzentrationslager stationiert, aber in dieser Zeit war er für seine unvorstellbar grausamen „Behandlungen“ von Gefangenen berüchtigt. Nach dem Krieg führte er – trotz Fahndung – zunächst ein bürgerliches Leben als Gynäkologe und Familienvater. Kurz vor seiner Verhaftung tauchte er 1962 in Kairo unter, baute sich unter arabischem Namen, als Muslim und geliebter „Onkel“ einer Kairoer Familie eine neue Existenz auf und verstarb dort 1992. Unterdessen lief die weltweite Suche nach der Nummer eins auf der Liste des Simon Wiesenthal Center auf Hochtouren. 2009 gelang es den Journalisten Nicholas Kulish und Souad Mekhennet, seine Hinterlassenschaft in Kairo aufzuspüren. Sie erzählen die Geschichte von Leben und Flucht Heims und berichten über die lange, fieberhafte Jagd nach ihm. Dieser Fall erhellt generell, wie die Fluchtwege der NS-Verbrecher funktionierten und warum die intensive Fahndung so spät in Gang kam.
Ein Gespräch mit Souad Mekhennet, Frankfurt am Main und Claus Kleber, Wiesbaden
Souad Mekhennet ist Politologin und arbeitet derzeit als Journalistin für die New York Times, die Frankfurter Allgemeine Zeitung und das ZDF. Gemeinsam mit Elmar Theveßen erhielt sie 2012 den Deutschen Fernsehpreis für die Dokumentation 9/11. Sie ist Autorin mehrerer Bücher u.a. zum islamistischen Terror in Europa.
Claus Kleber ist Jurist. Für seine journalistische Arbeit hat er zahlreiche Preise erhalten, darunter 2010 den Hans-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus. Zudem ist er Autor verschiedener Bücher. Er ist Honorarprofessor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen.
Datum
Montag, 18. Mai 2015, 18:15 Uhr
Ort
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend
Norbert-Wollheim-Platz 1
Casino am IG Farben-Haus
Raum 1.801