Der vom Deutschen Bundestag beauftragte unabhängige Expertenkreis Antisemitismus kam in seinem Bericht vom November 2011 zu der Schlussfolgerung, dass etwa 20 Prozent der Deutschen als latente Antisemiten anzusprechen seien. Diese Zahl erscheint besonders alarmierend, wenn man sich vor Augen hält, dass damit der in Deutschland lange Zeit als Gefahrenherd unterschätzte Rechtsextremismus ein
erhebliches Anschlusspotenzial für eines seiner "klassischen" ideologischen Themen besitzt.
Bei der Tagung wird das aktuelle Problem des Antisemitismus in Deutschland sowohl in einen historischen als auch in einen vergleichenden Kontext gestellt. Gibt es so etwas wie einen "Sonderweg" der Judenfeindschaft in Deutschland, der dafür verantwortlich zu machen ist, dass auch sechzig Jahre nach der Ermordung der europäischen Juden durch das NS-Regime Ressentiments gegenüber Juden eine erschreckend weite Verbreitung finden? Kommt mit der Zuwanderung aus islamischen
Ländern, aber auch aus Osteuropa ein zusätzliches antisemitisches Potenzial auf uns zu, das wir in seiner Bedeutung noch nicht hinlänglich erfasst haben? Über dieses Problem diskutieren Historiker, Sozial- und Politikwissenschaftler.
Datum
24.-25. Mai 2013
Ort und Anmeldung
Akademie für Politische Bildung Tutzing
Buchensee 1
82327 Tutzing
E-Mail: A [dot] Tatum-Nickolay [at] apb-tutzing [dot] de
Programm
Freitag, 24. Mai 2013
ab 14.00 h Anreise, Kaffee im Foyer
15.00 h Eröffnung - Begrüßung
Dr. Michael Mayer
Akademie für Politische Bildung Tutzing
Prof. Dr. Stephan Lindner
Prof. Dr. Peter Longerich
Universität der Bundeswehr München
15.30 h Panel I: Das klassische Forschungsfeld des Antisemitismus
Antisemitismus im deutschen Kaiserreich: Neue Forschungsperspektiven
Prof. Dr. Olaf Blaschke
Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg
Antisemitismus im deutschen Kaiserreich: Stereotypenmuster und Feindbilder - Versuch einer Typologie
Dr. Thomas Gräfe
Bad Salzuflen
18.30 h Abendessen
19.30 h Kontinuitätslinien und offene Fragen der Antisemitismusforschung vom Kaiserreich zum Nationalsozialismus
Prof. Dr. Peter Longerich
Universität der Bundeswehr München
Royal Holloway University of London
Samstag, 25. Mai 2013
8.15 h Frühstück
9.00 h Panel II: Der Antisemitismus in der Nachkriegszeit im europäischen Vergleich
Antisemitismus in der Bundesrepublik
Dr. Juliane Wetzel
Zentrum für Antisemitismusforschung, Berlin
Antisemitismus in der DDR
Dr. Thomas Haury
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.B.
10.30 h Kaffeepause
11.00 h Pragmatic Antisemitism: Anti-Zionism as Civic Religion. The Troubling Case of Belgium
Prof. Dr. Joël Kotek
Université Libre de Bruxelles
Antisemitismus in Ostmitteleuropa
Prof. Dr. Michal Bliewicz
Universität Warschau
12.30 h Mittagessen
14.30 h Panel III: Antisemitismus heute: Brennpunkt der Debatte
Antisemitismus und Rechtsextremismus
Prof. Dr. Dierk Borstel
Fachhochschule Dortmund
Antisemitismus und Islamismus
Dr. Olaf Farschid, Berlin
"20 Prozent latenter Antisemitismus"
Befunde der empirischen Sozialforschung
Prof. Dr. Andrea Zick
Universität Bielefeld
Prof. Dr. Beate Küpper
Hochschule Niederrhein
18.00 h Ende der Tagung